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49. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

17. - 19.09.2015, Bozen, Italien

Gemeinsame Entscheidungsfindung bei „schlecht eingestellten“ Patienten mit Typ 2 Diabetes mellitus: Welcher HbA1c-Wert wird angestrebt? – Baseline-Teilergebnisse der DEBATE-Studie (ISRCTN70713571)

Meeting Abstract

  • S. Santos - Institut für Allgemeinmedizin, Medizinische Fakultät, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
  • S. Wilm - Institut für Allgemeinmedizin, Medizinische Fakultät, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
  • A. Wollny - Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsmedizin Rostock, Rostock, Deutschland
  • E. Drewelow - Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsmedizin Rostock, Rostock, Deutschland
  • S. Löscher - Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Fakultät für Gesundheit, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • I. Schluckebier - Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Fakultät für Gesundheit, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • A. Krahe - Institut für Allgemeinmedizin, Medizinische Fakultät, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
  • H.-H. Abholz - Institut für Allgemeinmedizin, Medizinische Fakultät, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
  • A. Altiner - Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsmedizin Rostock, Rostock, Deutschland
  • M. Pentzek - Institut für Allgemeinmedizin, Medizinische Fakultät, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 49. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Bozen, 17.-19.09.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15degam105

doi: 10.3205/15degam105, urn:nbn:de:0183-15degam1050

Veröffentlicht: 26. August 2015

© 2015 Santos et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Der Anteil „schlecht eingestellter“ Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 (DM2), gemessen am HbA1c, beträgt in Deutschland 15-20%. Die gemeinsame Entscheidungsfindung in der hausärztlichen Versorgung von Patienten mit DM2 scheint einen positiven Effekt auf diabetesspezifische Outcomes zu haben. Jedoch können unrealistische Zielvereinbarungen und hohe Erwartungen von Patient und Hausarzt den Behandlungsverlauf negativ beeinflussen.

Studienfrage: Mit wie vielen Patienten vereinbaren Hausärzte einen HbA1c-Zielwert als individuell anstrebenswert? Für wie viele Patienten legen Hausärzte, unabhängig von der Zielvereinbarung, einen HbA1c-Zielwert fest? Wie hoch ist der HbA1c-Wert, an dem sich Hausärzte orientieren?

Methoden: Baseline-Fragebögen der multizentrischen Interventionsstudie DEBATE von 712 Patienten (HbA1c ≥8.0%) aus 108 Hausarztpraxen wurden deskriptiv ausgewertet. Hausärzte sollten angeben: a) den gemeinsam mit ihren Patienten vereinbarten HbA1c-Zielwert; b) wenn kein gemeinsamer HbA1c-Wert vereinbart wurde, den HbA1c-Wert ihrer Patienten, mit dem sie aus hausärztlicher Sicht zufrieden wären; c) den gemessenen HbA1c-Wert ihrer Patienten.

Ergebnisse: Eine gemeinsame Zielvereinbarung erfolgte in 52,1 % (n=371) der Fälle mit einem HbA1c-Wert von x=7,4% (SD=0,60). Hausärzte, die keinen Zielwert vereinbarten (n=317; 44,5%), wären mit einem HbA1c ihrer Patienten von x=7,6% (SD=0,66) zufrieden. Kategorial ausgedrückt: Ein HbA1c <6,5% wird für 1% der Patienten angestrebt, HbA1c 6,5-7,5% für 67%, HbA1c >7,5% für 29%. Der gemessene HbA1c liegt in der Stichprobe „schlecht eingestellter“ Patienten bei x=9,2% (SD=1,1); folglich streben Hausärzte eine HbA1c-Reduktion von x=1,7% (SD=1,1) an.

Diskussion: Der hausärztlich avisierte HbA1c-Zielwert liegt im oberen Bereich der von der Diabetes-NVL empfohlenen Werte zur Primärprävention von Folgekomplikationen (6,5-7,5%); die angestrebte Reduktion ist realistisch. Ob der HbA1c ein geeigneter Parameter für die Arzt-Patienten-Kommunikation ist und welche anderen Ziele Hausärzte formulieren, wurde in dieser Studie nicht untersucht.