Artikel
Narrative Expositionstherapie bei Patienten nach kritischer Erkrankung in der Primärversorgung
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 26. August 2015 |
---|
Gliederung
Text
Hintergrund: Der Aufenthalt auf einer Intensivstation (ITS) im Rahmen einer kritischen Erkrankung wird vielfach als lebensbedrohliches Ereignis wahrgenommen [1]. Als Folgereaktionen werden häufig Anpassungsstörungen und posttraumatische Symptome beobachtet [2]. Viele der betroffenen Patienten werden in der Hausarztpraxis behandelt.
Die Narrative Expositionstherapie (NET) strebt an, aus fragmentarischen Gedächtnisfetzen eine kohärente Lebenserinnerung zu bilden. Erleichterung tritt durch Integration und Bedeutungszuschreibung traumatischer Erfahrungen ein. NET zeigte sich in vielen Studien als effektiv [3] und konnte auch erfolgreich durch geschulte Berater eingesetzt werden [4].
Studienfrage: Ist eine speziell entwickelte Primary Care Version von NET mit geringer Intensität in der Hausarztpraxis bei symptomatischen Patienten nach kritischer Erkrankung adäquat anwendbar? Was sind mögliche Behandlungsbarrieren?
Methode: Im Rahmen einer Pilotstudie werden Hausärzte aus Thüringen und Berlin durch Experten in einem vierstündigen Workshop in NET geschult. Nach einem Screening erfolgt die Behandlung von symptomatischen Patienten an drei Terminen durch den Hausarzt. Patienten mit schwerer Symptomatik werden an den Fachpsychiater überwiesen. Posttraumatische (PTSS-10) und depressive Symptome (PHQ-9) der Patienten werden vor und nach der Intervention in Telefoninterviews erfasst. Ebenfalls erfolgt eine Evaluation der Bewertung von NET durch die teilnehmenden Hausärzte.
Erwartete Ergebnisse: Bislang wurden fünf Hausärzte in NET geschult, die Bewertung der Schulung war durchgehend positiv. Die Präsentation weiterer, noch nicht abschließend ermittelter Ergebnisse erfolgt auf dem Kongress.
Diskussion: Erste Hinweise zeigen NET als praktikable und niedrigschwellige Intervention für den Hausarzt, um Patienten mit Traumafolgestörungen nach ITS zu behandeln. NET könnte helfen, die bestehende Unterversorgung und lange Wartezeiten [5] vor der fachpsychiatrischen Behandlung zu überbrücken.
Literatur
- 1.
- Jackson JC, Hart RP, Gordon SM, Hopkins RO, Girard TD, Ely EW. Post-traumatic stress disorder and post-traumatic stress symptoms following critical illness in medical intensive care unit patients: assessing the magnitude of the problem. Crit Care. 2007;11(1):R27.
- 2.
- Davydow DS, Gifford JM, Desai SV, Needham DM, Bienvenu OJ. Posttraumatic stress disorder in general intensive care unit survivors: a systematic review. Gen Hosp Psychiatry. 2008 Sep-Oct;30(5):421-34. DOI: 10.1016/j.genhosppsych.2008.05.006
- 3.
- Schauer M, Neuner F, Elbert E. Narrative Exposure Therapy (NET). A Short-Term Intervention for Traumatic Stress Disorders. Cambridge/Göttingen: Hogrefe & Huber Publishers; 2005/2011.
- 4.
- Bichescu D, Neuner F, Schauer M, Elbert T. Narrative exposure therapy for political imprisonment-related chronic posttraumatic stress disorder and depression. Behav Res Ther. 2007 Sep;45(9):2212-20.
- 5.
- Fobbe G. Posttraumatische Belastungsstörungen in der Hausarztpraxis. Notfall- und Hausarztmedizin. 2005;31:420-1.