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49. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

17. - 19.09.2015, Bozen, Italien

Patientinnen und Patienten mit nicht spezifischen somatoformen Körperbeschwerden in der Hausarztpraxis: Eine qualitative Befragung von betreuenden Hausärzten

Meeting Abstract

  • T. Natschke - Charité Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • F. Holzinger - Charité Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • C. Heintze - Charité Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • S. Döpfmer - Charité Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 49. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Bozen, 17.-19.09.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15degam073

doi: 10.3205/15degam073, urn:nbn:de:0183-15degam0737

Veröffentlicht: 26. August 2015

© 2015 Natschke et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: In der täglichen Sprechstunde stehen Hausärzte gerade bei Patienten mit Verdacht auf nicht spezifische somatoforme Beschwerden vor besonderen Herausforderungen, was Erkennen, Diagnostik und Therapie betrifft. Über den subjektiven Umgang von Hausärzten mit diesen Patienten ist wenig bekannt.

Studienfrage: Wie gehen Hausärzte mit Patienten um, deren Beschwerden als nicht körperlich begründet eingeschätzt werden? Wie erleben Hausärzte die Kooperation mit Psychiatern bzw. Psychotherapeuten?

Methoden: Es wurden mit 18 Berliner Hausärzten nicht-standardisierte Leitfadeninterviews geführt und inhaltsanalytisch nach Mayring ausgewertet.

Ergebnisse: Die Vielfalt des gewählten therapeutischen Ansatzes wird bei den befragten Hausärzten sichtbar. Dieser reicht von Gesprächsangeboten der psychosomatischen Grundversorgung bis zum Einsatz von Placebos. Die Befragten nehmen sich viel Zeit für diese Patienten und empfinden das hausärztliche Gespräch als wichtigen Teil des therapeutischen Spektrums, das jedoch sowohl in der Wahrnehmung von fachärztlichen Kollegen als auch in der Vergütung als nicht ausreichend gewürdigt beschrieben wird. Aktuelle Leitlinien für die Versorgung dieser Patienten sind im Allgemeinen nicht gegenwärtig. Die Kooperation mit Fachärzten und Therapeuten wird vielfach als schwierig bis nicht existent beschrieben. Ursächlich dafür werden lange Wartezeiten auf einen Termin sowie der Mangel an direktem fallbezogenem Austausch angegeben.

Diskussion: Eine klare diagnostische Einordnung mit Hilfe von Fragebögen und Checklisten spielt im hausärztlichen Setting eine untergeordnete Rolle. Ein direkter und niedrigschwelliger Kontakt mit einem psychiatrischen Fachkollegen – wie von einigen Ärzten in dieser Studie als wünschenswert geäußert – könnte in Form von fallbezogenen Telefonsprechstunden die Notwendigkeit von Über- und Einweisungen reduzieren. Dies müsste in weiterführenden Studien untersucht werden.


Literatur

1.
Sattel H, Schaefert R, Häuser W, Herrmann M, Ronel J, Henningsen P, Hausteiner-Wiehle C. Umgang mit Patienten mit nicht-spezifischen, funktionellen und somatoformen Körperbeschwerden. Dtsch Med Wochenschr. 2014;139(12):602-7.
2.
Schaefert R, Henningsen P, Häuser W, Herrmann M, Ronel J, Matzat J, Sattel H, Hausteiner-Wiehle C. Nicht-spezifische, funktionelle und somatoforme Körperbeschwerden: S3-Leitlinie und Patientenversion. Psychotherapeut. 2014;59:155-74.
3.
Henningsen P, Zipfel S, Herzog W. Management of functional somatic syndromes. Lancet. 2007 Mar 17;369(9565):946-55.