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49. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

17. - 19.09.2015, Bozen, Italien

Panikstörung und Agoraphobie hausärztlich behandelt: Vorzüge und Fallstricke eines Praxisteam-unterstützten Expositionstrainings aus Sicht des Hausarztes – eine qualitative Studie

Meeting Abstract

  • J. Breitbart - Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland
  • T.S. Hiller - Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland
  • M. Schelle - Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland
  • E. Schöne - Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland
  • M. Wensing - Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland; Radboud University Nijmegen Medical Centre, Scientific Institute for Quality of Healthcare, Nijmegen, Niederlande
  • J. Gensichen - Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 49. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Bozen, 17.-19.09.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15degam056

doi: 10.3205/15degam056, urn:nbn:de:0183-15degam0569

Veröffentlicht: 26. August 2015

© 2015 Breitbart et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Studie „Jena-PARADIES“ (BMBF-Förderkennzeichen: 01GY1146; Current Controlled Trials: ISRCTN64669297) ist ein RCT zur Evaluation eines praxisteam-unterstützten Expositionstrainings für hausärztliche Patienten mit Panikstörung mit/ohne Agoraphobie. Die Intervention umfasst die verhaltenstherapeutisch orientierten Elemente Psychoedukation und Anleitung zu Expositionsübungen, welche von Patienten selbständig umgesetzt und durch regelmäßige Telefonkontakte zu einer nicht-ärztlichen Praxismitarbeiterin unterstützt werden. Vier manualisierte, 20–30 minütige Arzttermine dienen der Vermittlung psychoedukativer Inhalte, individueller Übungsplanung und Motivierung des Patienten für die selbstständige Übungsdurchführung.

Fragestellung: Welche Erfahrungen machten die Hausärzte mit der Umsetzung der Behandlungsbausteine, und wie ließ sich das Programm in den Praxisalltag integrieren?

Methoden: Mit 15 Ärzten der Interventionsgruppe der Studie „Jena-PARADIES“ wurden semistrukturierte, vertrauliche Experteninterviews einzeln durchgeführt. Die Auswahl der Ärzte erfolgte nach den Kriterien Geschlecht, Praxisgröße und Vorwissen zu psychischen Erkrankungen. Die Auswertung erfolgte pseudonymisiert deduktiv nach Mayring unter Zuhilfenahme der Software MAXQDA.

Ergebnisse: Das Programm fand unter den befragten Ärzten große Zustimmung und wurde als wichtige Therapieoption für eine bisher unterversorgte Patientengruppe eingeschätzt. Die Psychoedukation wurde als therapeutisch sehr effektiv und leicht anwendbar beschrieben, wobei insbesondere der schriftlichen Patientenanleitung große Bedeutung zukam. Die individuelle Übungsplanung wurde als zeitaufwändig eingestuft und die Motivierung der Patienten gelang unterschiedlich gut. Die Integrierbarkeit des Programmes in den Praxisalltag wurde mit Blick auf Zeitdauer und Abrechenbarkeit der Arzttermine kritisch bewertet.

Schlussfolgerung: Das Programm, insbesondere der psychoedukative Teil stellt eine effektive und leicht anwendbare Therapieoption für bisher unterversorgte Patienten mit Panikstörung durch das hausärztliche Praxisteam dar.