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49. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

17. - 19.09.2015, Bozen, Italien

Verlauf der psychischen Symptomatik bei Inanspruchnahme eines niedrigschwelligen Beratungsangebots in der hausärztlichen Versorgung

Meeting Abstract

  • E. Puschmann - UKE Institut für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • T. Zimmermann - UKE Institut für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • S. Porzelt - UKE Institut für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • A. Ernst - UKE Institut für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • P. Thomsen - UKE Institut für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • M. Scherer - UKE Institut für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 49. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Bozen, 17.-19.09.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15degam053

doi: 10.3205/15degam053, urn:nbn:de:0183-15degam0536

Veröffentlicht: 26. August 2015

© 2015 Puschmann et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: PatientInnen mit psychischen Beschwerden fällt es oft schwer, passende Versorgungsangebote zu finden. Mittels einer Tandem-Kooperation zwischen einer Pflegekraft und HausärztInnen wird im Projekt „Selbstmanagementförderung in der hausärztlichen Versorgung“ ein niedrigschwelliges Sozial- und Case-Management-Angebot umgesetzt.

Studienfrage: Verändern sich die psychischen Beschwerden von hausärztlich versorgten PatientInnen mit der Inanspruchnahme einer Beratung im Vergleich zu einer nach üblichen hausärztlichen Standards versorgten Kontrollgruppe?

Methoden: 20 Hamburger Hausarztpraxen wurden in Intervention- oder Kontrollarm der Studie randomisiert. Einschlusskriterien der Patienten: ≥5 Punkte auf entweder der somatoformen, depressiven oder angstbezogenen Beschwerdeskala des PHQ-D, Alter 18–65 Jahre, keine laufende Psychotherapie. Die erste Nachbefragung mittels PHQ-D war für 8 Wochen nach Aufnahme ins Projekt (T1) vorgesehen.

Ergebnisse: 364 PatientInnen (Interventionsgruppe, IG, N=151 aus 10 Praxen; Kontrollgruppe, KG, N=213 aus 10 Praxen) nahmen zur Baseline an der Studie teil. 135 (89,4%) der PatientInnen der IG erhielten vor T1 mindestens ein Beratungsgespräch, 82 PatientInnen (60,7%) hatten vier Beratungsgespräche. Zu T1 konnten 98 dieser PatientInnen (72,6%) nachbefragt werden, aus der Kontrollgruppe 137 (64,3%) Teilnehmer. Eine Beschwerdereduktion um ≥5 Punkte auf mindestens einer Skala des PHQ-D wurde von 57,1% der Beratenen erzielt, während sich in der KG nur 32,8% entsprechend besserten (chi2-Test, p=0,001). 28,6% (KG 13,9%; p=0,005) konnten sich auf zwei Skalen um ≥5 Punkte verbessern und 13,3% (KG 5,8%; p=0,049) auf allen drei Skalen. Die Studien- Dropouts unterscheiden sich nicht in der psychischen Belastung.

Diskussion: Das Beratungsangebot durch die Pflegekräfte wird gut angenommen. Die Symptomatik der PatientInnen in der IG bessert sich im Verlauf deutlich stärker als unter usual-care-Bedingungen der KG. Unklar bleibt zu diesem Zeitpunkt, ob sich der Erfolg der Beratung auch nach Abschluss der Intervention erhalten lässt.