gms | German Medical Science

49. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

17. - 19.09.2015, Bozen, Italien

Patientensicherheit bei Methotrexat in der Rheumatherapie

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • J.-F. Chenot - Universitätsmedizin Greifswald, Abteilung Allgemeinmedizin, Institut für Community Medicine, Greifswald, Deutschland
  • A. Angelow - Universitätsmedizin Greifswald, Abteilung Allgemeinmedizin, Institut für Community Medicine, Greifswald, Deutschland
  • A. Mainz - Gemeinschaftspraxis Mainz, Korbach, Deutschland
  • J. Walker - Health Risk Institut, Berlin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 49. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Bozen, 17.-19.09.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15degam047

doi: 10.3205/15degam047, urn:nbn:de:0183-15degam0474

Veröffentlicht: 26. August 2015

© 2015 Chenot et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Methotrexat (MTX) ist ein Immunsuppressivum zur Dauerbehandlung rheumatischer Erkrankungen. Zu den potentiell tödlichen Nebenwirkungen gehören Nephrotoxizität, Hepatotoxizität und Blutbildveränderungen [1]. Daher gibt es Empfehlungen zum regelmäßigen Medikamentenmonitoring [2], [3].

Studienfrage: Wie häufig treten Komplikationen auf und werden die empfohlenen Laborkontrollen bei Therapie mit MTX durchgeführt?

Methoden: Retrospektive Beobachtungsstudie anonymisierter Abrechnungsdaten von ca. 7 Millionen gesetzlich Versicherter. 40.087 Versicherte mit einer MTX Verordnung im Zeitraum von 2009 bis 2013 extrahiert. Nach Einschränkung auf Erwachsene mit Rheumadiagnose (ICD:M05-18) und ohne MTX Verordnung von mindestens 12 Monaten vor der ersten Verordnung blieben 12.451 neu mit MTX therapierte Patienten. Sie wurden bis eine Therapielücke von mehr als 90 Tagen nach der Reichweite der letzten Verordnung auftrat im Mittel von 476 Tage nachverfolgt. In diesem Zeitraum wurde analysiert, ob die empfohlenen Laboruntersuchungen: GGT, GPT, Blutbild (BB), Kreatinin und Urinuntersuchung, durchgeführt wurden und ob Komplikationen auftraten.

Ergebnisse: Von den empfohlenen Laboruntersuchungen wurden bei 46% das BB, bei 42% die GGT, bei 42% die GPT, bei 43% das Kreatinin und bei 14% der Urin untersucht. Abweichungen von den Empfehlungen zeigten sich insbesondere zu Beginn der Therapie. Der Anteil Untersuchter in den ersten 7 Therapietagen betrug: 31% BB, 28% GGT, 28% GPT, 28,8% Kreatinin und 8,4% Urin. Nach dem 91. und 180. Therapietag war der Anteil untersuchter Patienten höher. Der Rheumatologe wurde in 83,9% einmal im Jahr besucht. Akutes Nierenversagen wurde mit 3,48, Leberversagen mit 0,68 und die aplastische Anämie mit 0,93 Fällen pro 1000 Personenjahre beobachtet.

Diskussion: Die empfohlenen Kontrolluntersuchungen bei Therapie mit MTX werden nur unzureichend durchgeführt. Die Unterlassung der empfohlenen Untersuchungen stellt ein Risiko für Patienten und ein forensisches Risiko für die Verordner dar. Die Laborkontrollen müssen besser koordiniert werden.


Literatur

1.
Buschmann C, Theile A, Tsokos M, Püschel K, Schulz F. Todesfälle nach low dose –Therapie mit Methotrexat (MTX). Rechtsmedizin. 2007;2:89-93.
2.
Mainz A; Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Medikamentenmonitoring (Leitlinie). 2013. Verfügbar unter: http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/053-037.html Externer Link
3.
Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Therapie-Überwachung. Verfügbar unter: http://www.rheumatologie-berlin.de/aerzte/therapie-ueberwachung.html Externer Link