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Wie gehen Hausärzte/-innen mit unsicheren und komplexen Situationen in der Hausarztpraxis um? Ergebnisse einer Fragebogenerhebung
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Veröffentlicht: | 26. August 2015 |
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Hintergrund: Diagnostische Unsicherheit ist vor allem im hausärztlichen Bereich ein zentrales Thema. Als erste Ansprechpartner der Patienten werden Hausärzte häufig mit unspezifischen Symptomen konfrontiert. Darüber hinaus findet die tägliche Arbeit im sogenannten Niedrigprävalenzbereich statt. Diagnostische Unsicherheit ist damit im hausärztlichen Arbeitsbereich systemimmanent.
Studienfrage: Unter welchen Umständen tritt Unsicherheit auf? Tritt bei bestimmten Krankheitsbildern häufiger Unsicherheit auf? Wie gehen Hausärzte damit um?
Methoden: Im Rahmen einer Studie zur Entwicklung des Fragebogens „Communicating and Dealing with Uncertainty Questionnaire“ [1] wurden 228 Hausärzte/-innen auf Kongressen und postalisch befragt. Die Teilnehmer sollten Beratungsanlässe beschreiben und die Umstände skizzieren, warum Unsicherheit aufgetreten ist, und wie sie mit der Situation umgegangen sind. Nach Transkription erfolgte eine qualitative Inhaltsanalyse mit Kategorisierung der Krankheitsbilder und Ursachen für Unsicherheit.
Ergebnisse: Am häufigsten wurden Bauchschmerzen (n=58; 25%) und Brustschmerzen (n=32; 14%) als definierte Krankheitsbilder genannt, die mit einer Wahrnehmung von Unsicherheit einhergehen. Es konnten acht Ursachen kategorisiert werden: Multimorbidität, Spannungsfeld „psychisch-somatisch“, „die Krankheit zeigt sich noch nicht richtig“, „Unsicherheit, was bei einem definiertem Krankheitsbild zu tun ist“, nicht schlüssige Symptompräsentation, multiple Beschwerden, Therapieversagen und widersprüchliche Expertenmeinungen.
Diskussion: Es wird deutlich, wie vielseitig die Gründe für diagnostische Unsicherheit sind. Evidenzbasierte Medizin oder Leitlinien scheinen nur bedingt helfen zu können, wobei die Einbeziehung von Multimorbidität in künftige Leitlinien und auch die Entwicklung einer Leitlinie „Bauchschmerzen“ besonders nutzbringend sein könnte. Fortbildungen zu diesen Themen sollten Gelegenheiten bieten, sich mit Kollegen auszutauschen und voneinander zu lernen, um damit Unterstützung im Umgang mit diagnostischer Unsicherheit zu erhalten.