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Sind die Sprechzeiten in der hausärztlichen Versorgung in Deutschland bedürfnisgerecht für ältere Patientinnen und Patienten?
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Veröffentlicht: | 11. September 2014 |
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Hintergrund: 96 Prozent der 65- bis 84-Jährigen gehen bei gesundheitlichen Problemen zum Hausarzt [1]. Es ist plausibel, dass ein steigender Bedarf an Gesundheitsversorgung im Alter mit erhöhten Ansprüchen bezüglich der Sprechzeiten einhergeht. Zur Optimierung des Zugangs zu Primärversorgung ist ein besseres Verständnis der Sprechzeitensituation für Ältere erforderlich.
Studienfrage: Wünschen sich ältere Patienten häufiger lange Sprechzeiten in der Hausarztpraxis als jüngere Patienten? Wie zufrieden sind ältere und jüngere Patienten mit den Sprechzeiten ihrer Praxis?
Methode: Es erfolgte eine Sekundäranalyse der deutschen QUALICOPC-Daten [2] von 238 Arztpraxen. Pro Praxis liegen Daten von einem Patienten zur Sprechzeitenrelevanz (N=234), von 9 Patienten zur Sprechzeitenzufriedenheit (N=2.117) und von einem Hausarzt zum angebotenen Sprechzeitenumfang vor. Wir haben bei den Patienten drei Altersgruppen gebildet (18–64 Jahre, 65–79 Jahre sowie 80 Jahre und älter) und sie hinsichtlich ihrer Wünsche und ihrer Zufriedenheit mit den angebotenen Sprechzeiten verglichen. Dabei haben wir auch das Geschlecht, das Vorliegen einer chronischen Erkrankung und den Bildungsstatus der Patienten berücksichtigt.
Ergebnisse: Der durchschnittliche Sprechzeitenumfang liegt in den untersuchten Hausarztpraxen bei knapp über 7,5 Stunden pro Tag. Den 65- bis 79-jährigen Patienten sind mit 86% (95% CI 75%–93%) im Vergleich zu den beiden anderen Altersgruppen lange Sprechzeiten am wichtigsten. Gleichzeitig ist in dieser Altersgruppe der Anteil der mit den angebotenen Sprechzeiten unzufriedenen Patientinnen und Patienten mit 12% (95% CI 10%–15%) am niedrigsten.
Diskussion: Lange Sprechzeiten sind für Patienten jeden Alters wichtig. Unabhängig vom Alter ist die Mehrheit deutscher Patienten mit den Sprechzeiten zufrieden. Es gilt weitere Aspekte wie Telefonsprechzeiten, Hausbesuche, Ärztedichte und Notdienste zu untersuchen, um die Zugänglichkeit der Primärversorgung für Ältere umfassend zu beschreiben.
Literatur
- 1.
- Saß AC, Wurm S, Ziese T. Inanspruchnahmeverhalten. In: Böhm K, Mardorf S, Nöthen M, Schelhase T, Hoffmann E, Hokema A, Menning S, Schütz B, Sulmann D, Tesch-Römer C, Wurm S, Kroll L E, Lampert T, List S M, Ryl L, Saß A-C, Ziese T, Hrsg. Gesundheit und Krankheit im Alter. Berlin: Robert-Koch-Institut; 2009. S. 134–59. (Beiträge zur Gesundheitsberichterstattung des Bundes)
- 2.
- Schäfer W L A, Boerma W G W, Kringos D S, Maeseneer J de, Greß S, Heinemann S, Rotar-Pavlic D, Seghieri C, Švab I, van den Berg M J, Vainieri M, Westert G P, Willems S, Groenewegen P P. QUALICOPC, a multi-country study evaluating quality, costs and equity in primary care. BMC Fam Pract. 2011; 12