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Automatisierte Alarmsysteme in der Diagnostik schwerer Infektionen nach Brandverletzungen (AutoGnost)
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Veröffentlicht: | 12. Januar 2016 |
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Einleitung: Die frühzeitige Diagnosestellung und der Beginn einer adäquaten Therapie eines schweren Infektionsgeschehens sind entscheidend für Prognose. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, die Wertigkeit der SIRS-Kriterien innerhalb eines automatisierten Alarmsystems zur frühzeitigen Erkennung von Infektionen zu prüfen.
Methodik: Nach Zustimmung der Ethikkommission wurden in einer prospektiven Untersuchung über einen 1-Jahreszeitraum alle Patienten eingeschlossen, die auf die Intensivstation des Brandverletztenzentrums des Klinikums St. Georg Leipzig aufgenommen wurden. Für diese Patienten wurden mittels des automatisierten Alarmsystems PREDEC ALARM SIRS-Alarme berechnet und mit klinischen Infektionsereignissen in Beziehung gesetzt. Das Alarmsystem verwertete dabei Daten aus dem zentralen Monitoring und dem PDMS. Ein SIRS-Alarm wurde ausgelöst, wenn eine definierte Anzahl von SIRS-Kriterien für eine Stunde erfüllt waren und wieder beendet, wenn für eine Stunde weniger als diese Anzahl erfüllt waren (1-Stunden-Regel). Die Alarmauswertung erfolgte in drei Szenarien für das Vorliegen von 2, 3 bzw. 4 SIRS-Kriterien.
Ergebnisse: Insgesamt wurden Daten von 44 Patienten ausgewertet. Das mediane Alter betrug 43,5 Jahre (IQR 29,3), 31 Patienten waren männlich (70,5%). Die Verbrennung ließ sich charakterisieren durch (alle Angaben Median und IQR): VKOF gesamt 20,0 % (16,5), VKOF III° 10,5 % (18,625), ABSI 7 (3), Baux 65,5 (35,5). In 8 Fällen (18,2 %) lag ein Inhalationstrauma vor. Zwei Patienten verstarben (4,5%). Es wurden insgesamt 27 schwere Infektionsereignisse erfasst (21mal Sepsis, 6mal Pneumonie). Dabei wurden bei 6 Patienten 2 Ereignisse und bei 2 Patienten 3 Ereignisse dokumentiert. In dem Szenario mit 2 SIRS-Kriterien wurden insgesamt 666 Alarme berechnet, bei 3 SIRS-Kriterien 231 Alarme und bei 4 SIRS-Kriterien 35 Alarme. Für das Vorliegen einer unterschiedlichen Anzahl von SIRS-Kriterien ergaben sich folgende Sensitivitäten (SE) und Spezifitäten (SP): bei 2 SIRS-Kriterien SE 87 bzw. SP 67,6; bei 3 SIRS-Kriterien SE 51,9 bzw. SP 90,5, bei 4 SIRS-Kriterien SE 14,8 bzw. SP 98,6.
Schlussfolgerungen: Grundsätzlich kann automatisierten Alarmierungssystemen ein Stellenwert in der Diagnostik schwerer Infektionen bei brandverletzten Patienten eingeräumt werden. Erwartungsgemäß fand sich bei 2 SIRS-Kriterien die höchste Sensitivität bei akzeptabler Spezifität. 3 SIRS-Kriterien ergeben eine ausreichend gute Spezifität bei moderater Sensitivität. Durch Erweiterung auf 4 SIRS-Kriterien wird nur eine unwesentliche Verbesserung der Spezifität bei unzureichender Sensitivität erreicht. Insgesamt ist die Anwendung der SIRS-Kriterien unter dem verwendeten Design mit der 1-Stunden-Regel ist noch nicht befriedigend. Weitere Untersuchungen zur Optimierung der Alarm-Kriterien sind erforderlich.