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29. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2011)

12.01. - 15.01.2011, Grindelwald, Schweiz

Bioethanol Designkamine – Die neue Gefahr im Wohnzimmer?

Meeting Abstract

  • R. Krämer - Medizinische Hochschule Hannover, Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hannover
  • K. Knobloch - Medizinische Hochschule Hannover, Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hannover
  • P. M. Vogt - Medizinische Hochschule Hannover, Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hannover
  • H.-O. Rennekampff - Medizinische Hochschule Hannover, Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hannover

DAV 2011. 29. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. Grindelwald, Schweiz, 12.-15.01.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dav32

doi: 10.3205/11dav32, urn:nbn:de:0183-11dav326

Veröffentlicht: 21. Juni 2011

© 2011 Krämer et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Bioethanol Designerkamine erfreuen sich einer wachsenden Beliebtheit zur heimischen Dekoration in Europa und Nordamerika, insbesondere in den Wintermonaten. Diese Kamine werden beworben als rauchfrei, ökonomisch sowie als leicht zu installieren ohne aufwändige Sicherheitsprotokolle. Während Hersteller und Distributoren die Sicherheit derlei Öfen propagieren, zeigten zwei Verbrennungsfälle innerhalb kürzester Zeit im Schwerbrandverletztenzentrum Niedersachsen, dass es durchaus erhebliche Sicherheitsbedenken gegenüber dem Betrieb dieser Anlagen mittels flüssigem Bioethanol geben muss. Sind Bioethanol-Kamine daher auf dem Weg, neben Grillunfällen die neue Gefahr von Brandunfällen in häuslicher Umgebung zu werden?

Methoden: Wir stellen zwei Fälle von Brandverletzten vor, welche innerhalb von 14 Tagen aus häuslichen Unfälle mit Bioethanolkaminen resultierten und in das Schwerbrandverletztenzentrum der Medizinischen Hochschule Hannover verlegt wurden.

Resultate: Kasuistik I: Eine 45-jährige Patientin erlitt II-III.° Verbrennung mit Beteiligung von insgesamt ca. 30% Körperoberfläche im Gesicht, an Hals, Thorax, beiden Armen und Händen sowie am Oberschenkel. Der berechnete ABSI-Score bei Aufnahme lag bei 8. Die Patientin musste aufgrund einer Wundinfektion mit Acinetobacter baumanii wiederholt tangential sowie epifaszial debridiert werden mit konsekutiven autologen Spalthauttransplantationen. Der stationäre Aufenthalt belief sich auf 4 Wochen. Kasuistik II: Eine 46-jährige Patientin fügte sich überwiegend II.° Verbrennungen im Gesicht, am linken Arm, rechten Bein sowie an beiden Händen zu mit Beteiligung von insgesamt ca. 12% Körperoberfläche. Der berechnete ABSI-Score bei Aufnahme lag bei 6. Die Patientin wurde tangential nekrektomiert und erhielt eine Defektdeckung mittels autologer Spalthauttransplantation. Der stationäre Aufenthalt belief sich hier auf 2 Wochen.

Schlussfolgerung: Bioethanol Designkamine sollten allgemein nicht mehr als harmloses Wohnaccessoire, sondern als neue Quelle häuslicher Brandgefahr angesehen werden. Dieses Risiko wird von unerfahrenen Käufern derlei Anlagen wahrscheinlich häufig unterschätzt und kann somit zu schweren Brandunfällen in häuslicher Umgebung führen. Falls Bioethanolkamine einer größeren Verbreiterung in der Gesellschaft unterliegen, könnten diese zu einer ähnlichen Gefahr werden wie Holzkohlegrills in den Sommermonaten, welche mit Brandbeschleunigern betrieben werden.