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28. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2010)

13.01. bis 16.01.2010, Schladming, Österreich

Schwierigkeiten des Atemwegsmanagements beim Kind nach thermischer Verletzung im Kopf-Hals-Bereich

Meeting Abstract

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  • corresponding author Karin Rothe - Charité Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Kinderchirurgie, Berlin, Deutschland
  • Petra Schippel - Funktionsbereich Kinderanästhesie der Klinik für Anästhesie und Intensivtherapie, Univertsitätsklinikum Leipzig, Deutschland

DAV 2010. 28. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. Schladming, Österreich, 13.-16.01.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10dav37

doi: 10.3205/10dav37, urn:nbn:de:0183-10dav372

Veröffentlicht: 30. Juni 2010

© 2010 Rothe et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Verwendung von ungeblockten oder geblockten Tuben zur Intubation im Kindesalter ist immer wieder Gegenstand der Diskussion. Wir berichten über ein 8-jähriges Mädchen, bei dem nach kurzzeitiger Beatmung schwere Schäden im Larynxbereich enstanden.

Kasuistik: Das 8-jährige Mädchen wurde nach einer Explosionsverletzung mit thermischer Schädigung 2. Grades im Kopf-Hals-Bereich vom Notarzt mit einem Tubus mit Cuff der Größe 6,0 ID orotracheal intubiert. Die Manschette wurde nicht geblockt. Die Patientin wurde analgosediert und druckkontrolliert beatmet. Sie entwickelte kein schweres Inhalationstrauma. Die Lokaltherapie der thermisch geschädigten Haut erfolgte konservativ. Der Blutdruck war immer im unteren altersentsprechenden Normbereich (RRs 90–100 mmHg), die Herzfrequenz im oberen Normbereich (Hf max.130/min). Anamnestisch bestand ein Infekt der oberen Luftwege. Am 4. Tag nach dem Unfall konnte das Kind nach problemlosem Weaning zunächst extubiert werden. 40 Minuten nach Extubation erfolgte die Reintubation des Kindes mit einem Tubus ohne Cuff der Größe 5,5 ID aufgrund eines starken inspiratorischen und exspiratorischen Stridors sowie jugulärer Einziehungen. Die am 5. Tag nach Unfall durchgeführte Bronchoskopie zeigte schwere Kehlkopfschäden nach der Intubation und -beatmung (Granulombildung vordere Kommissur, nekrotische Schleimhaut im gesamten Larynxcavum, membranöse Stenose im Ringknorpelbereich). Eine Extubation war trotz suffizienter Spontanatmung unmöglich. Es erfolgte ein Therapieversuch mit Volon-Unterspritzung im Stenosebereich sowie Applikation von Prednisolonsalbe und Reintubation mit einem Tubus ohne Cuff 5,0 ID. Die Kontrolle am 8. Tag nach Unfall zeigte keine Befundbesserung, so dass eine temporäre Tracheotomie angelegt wurde. Eine geplante Dekanülierung 2 Wochen später war aufgrund der Ausbildung einer hochgradigen Kehlkopfstenose nicht möglich. Die Behandlung des Kindes dauert zur Zeit noch an.

Schlussfolgerung: Die Verwendung von geblockten Tuben im Kindesalter bedarf auch in der Intensivmedizin einer besonders strengen Indikationsstellung. Die Entscheidung zu einer Tracheostomie im Atemwegsmanagement von Kindern mit Funktionsstörungen des Respirationstraktes nach thermischer Verletzung im Kopf-Hals-Bereich oder Respiratorabhängigkeit muss individuell und großzügig gestellt werden.