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14. Workshop der gmds-Arbeitsgruppe "Computerunterstützte Lehr- und Lernsysteme in der Medizin (CBT)" und des GMA-Ausschusses "Neue Medien"

Institut für Didaktik & Bildungsforschung im Gesundheitswesen (IDBG),
Private Universität Witten/Herdecke

16.04. - 17.04.2010, Witten

Unified Patient Project: Interaktive web- und fallbasierte Lehre im klinischen Unterricht

Meeting Abstract

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. Gesellschaft für Medizinische Ausbildung. 14. Workshop der gmds-Arbeitsgruppe "Computerunterstützte Lehr- und Lernsysteme in der Medizin (CBT)" und des GMA-Ausschusses "Neue Medien". Witten, 16.-17.04.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10cbt34

doi: 10.3205/10cbt34, urn:nbn:de:0183-10cbt342

Veröffentlicht: 13. April 2010

© 2010 Moritz et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Seit 2007 betreibt das Unified Patient (UP) Projektteam sogenannte "Webambulanzen" als Pflichtveranstaltungen im 5. und 6. Studienjahr des problemorientierten Medizincurriculums (MCW) an der Medizinischen Universität Wien. Im Sinne des Blended Learnings wird hier interaktives fallbasiertes E-Learning mit Präsenzunterricht kombiniert. Weitere Einsatzgebiete dieses didaktischen Konzepts sind interaktive Fallvorstellungen auf Kongressen, sowie online Falldiskussionen auf nationaler und internationaler Ebene. Zur Evaluation der Methode wurde das Userverhalten in der Webambulanz Notfallmedizin des fünften Studienjahres des MCW im Studienjahr 2007/2008 ausgewertet.

Material und Methoden: Die web-basierte Applikation Unified Patient ermöglicht die multimedial unterstützte Abbildung medizinischer Fälle im Stil einer elektronischen Krankengeschichte.

Um die Belastung der Lehrenden zu minimieren bietet das UP Projektteam zudem Unterstützung in didaktischen, organisatorischen und technischen Belangen.

Im Rahmen der Webambulanzen kommen Fälle aus der klinischen Routine zum Einsatz, wobei der diagnostische Weg des Patienten innerhalb einer Woche dramaturgisch durchlaufen wird.

22 Falldiskussionen der Webambulanz Notfallmedizin 2007/2008 wurden mittels eines Softwarepaketes zur Auswertung von Server-Logfiles ausgewertet. Zusätzlich wurde die Lehrveranstaltung von Teilnehmern im Rahmen der Evaluation bewertet.

Ergebnisse: 461 Studierende griffen wöchentlich 1053–1160 mal auf das Forum zu, mit Spitzen am Tag nach der Präsentation und in den letzten drei Tagen der Diskussionwochen, insbesondere um die Auflösung des Falles herum. Die insgesamt 899 Beiträge wurden von 171 Studierenden (37%) verfasst. 33 Studierende verfassten 2/3 aller Postings. Die Evaluation der Lehreranstaltung fiel durchwegs positiv aus.

Diskussion: Das didaktische Konzept der "Webambulanz" erscheint für Großgruppen-E-Learning geeignet. Die quantitative Auswertung des Forums zeigt, dass eine kleine Gruppe von Studierenden einen Großteil der Arbeit leistete. Die Forumzugriffe waren über die Woche ungleich verteilt, mit Spitzen am Tag vor der Auflösung. Der Lernprozess fand vermutlich sowohl in der Interaktion mit den Lehrenden, als auch innerhalb der Lernendengruppe statt ("Peer-teaching").

Schlussfolgerung: Das didaktische und technische Konzept der Webambulanz zeigt große Akzeptanz, hohes Niveau und hohe Beteiligung und kann bei Großgruppen eingesetzt werden. Zur Weiterentwicklung wurde die Webambulanz in mehreren anderen Themenbereichen des Curriculums eingesetzt. Ab 2011 werden die Webambulanzfälle in der postgraduellen Ausbildung der österreichischen Ärztekammer verankert. Die dabei entstehenden Modifikationen des Basiskonzeptes sind derzeit Gegenstand weiterer Untersuchungen.