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Differenzierte Behandlung thorakolumbaler Hyperextensionsverletzungen
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Veröffentlicht: | 24. Juni 2022 |
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Fragestellung: Hyperextensionsverletzungen [HEV] der thorakolumbalen Wirbelsäule gelten mit einem Anteil von < 1% als selten. Entsprechend finden sich in der Literatur bis dato hauptsächlich Kasuistiken oder kleine Kollektive, für die unterschiedliche Versorgungsstrategien diskutiert werden.
Methodik: Zwischen 1/1997 und 12/2020 wurden am Zentrum der Maximalversorgung der Autoren 214 thorakolumbale HEV bei 198 Pat. (49 Frauen und 149 Männer, Ø-Alter 71,7±13,1 Jahre, range 25–93 Jahre) prospektiv erfasst und standardisiert nachuntersucht. Die Verletzungsmorphologie der vorderen Säule wurde anhand von CT- und z.T. ergänzenden MRT-Untersuchungen in 3 Gruppen (transossär, gemischt, transdiskal), die der hinteren Säule in 2 Gruppen (vorwiegend ossär oder ligamentär) eingeteilt, aus deren Kombinationen sich 6 verschiedene Verletzungstypen ergeben.
Einteilung der HEV anhand der Frakturmorphologie (Abbildung 1 [Abb. 1])
Ergebnisse und Schlussfolgerung: In den vergangenen 20 Jahren konnte im eigenen Haus bei gleichbleibendem Einzugsgebiet mehr als eine Verzehnfachung von Pat. mit HEV registriert werden. 153 (71%) der HEV traten bei disseminierter idiopathischer Skletthyperostose [DISH], 33 (15%) bei M. Bechterew auf. Nur 10 (5%) dieser Läsionen betrafen Pat. ohne ankylosierende Erkrankung. HEV bei DISH und M. Bechterew zeigten z.T. hochsignifikante Unterschiede in der Verletzungsmorphologie. 145 (73%) der 198 HEV wurden operativ in Form einer dorsalen Instrumentierung o. Spondylodese versorgt, die sich durchschnittlich über 3 (range 1–9) Bewegungssegmente erstreckte. 68 HEV, alles Pat. mit Typ 1-3 Läsionen bei DISH ohne neurologische Ausfälle, wurden konservativ-funktionell behandelt. 12 der 214 Pat. (6%) verstarben innerhalb der ersten 3 Monate nach Verletzung, 5 weitere innerhalb des ersten Jahres. 150 der 181 noch lebenden Pat. (83%) konnten durchschnittlich 31,3±12,7 Monate nach Verletzung nachuntersucht werden. Die Revisionsrate der operativ versorgten Pat. betrug 6% (7/120). Innerhalb des ersten Jahres heilten 96% der operativ versorgten und 98% der konservativ behandelten HEV stabil aus. In keinem Fall der konservativ behandelten Pat. kam es zu einer neurolog. Verschlechterung, in keinem Fall musste die kons. Therapie zugunsten der OP abgebrochen werden.
Schlussfolgerung: Die vorliegende Studie ist unserer Kenntnis nach die größte bislang veröffentlichte Fallserie von HEV der thorakolumbalen Wirbelsäule und liefert u.a. wertvolle Daten zu Epidemiologie, Lokalisation, Begleitpathologien, Frakturmorphologie und erforderlicher Therapie. Hyperextensionsverletzungen stellen keine einheitliche Entität dar, sondern müssen hinsichtlich ihrer Versorgung differenziert betrachtet werden.