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Patientenbeteiligung bei medizinischen Entscheidungen
2. Tagung des Förderschwerpunktes "Der Patient als Partner im medizinischen Entscheidungsprozess"

25. bis 27.03.2004, Freiburg

Analyse von Trainingsvideos mit der OPTION Skala

Meeting Abstract

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  • corresponding author H. Weber - Kantonsspital Basel, Abt. Psychosomatik, Petersgraben 4, CH - 4031 Basel
  • W. Langewitz - Kantonsspital Basel, Abt. Psychosomatik, Petersgraben 4, CH - 4031 Basel
  • M. Nübling - GEB mbH, Hauptstrasse 67.1 D - 79211 Denzlingen

Patientenbeteiligung bei medizinischen Entscheidungen. 2. Tagung des Förderschwerpunktes "Der Patient als Partner im medizinischen Entscheidungsprozess". Freiburg, 25.-27.03.2004. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2004. Doc04pat35

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/pat2004/04pat35.shtml

Published: June 15, 2004

© 2004 Weber et al.
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Einleitung

Hintergrund der Studie ist die Frage, inwieweit Trainingsprogramme zur Verbesserung der Kommunikation bei Ärzten und Pflegenden zu messbaren positiven Verhaltensveränderungen führen. Die vorliegende Studie COMPACT (Communication Patient Cancer Trial) geht dieser Fragestellung anhand der Analyse von Gesprächen zwischen Onkologen und Onkologie-Pflegenden mit Schauspielerpatienten nach.

Methoden

In einer Interventionsstudie an drei Schweizer Universitätskliniken wurden 55 Onkologen und 59 Onkologie-Pflegende in Patienten-zentrierter Kommunikation trainiert. Schwerpunkt bei den Ärzten ist die Mitteilung schlechter Nachrichten, bei den Pflegenden das Angebot psychischer Unterstützung bei Problemen mit der Bewältigung der Erkrankung. Anhand von Videoaufzeichnungen von Gesprächen vor und nach dem Training werden Dialoge von geschulten Ratern zum einen pauschal mit der OPTION-Skala (Observing patient involvement scale) bewertet: anhand von 12 Items wird eine globale Einschätzung des Grades der Einbeziehung von Patienten in Entscheidungen gegeben. Neben OPTION kommt auch die detailliertere Analyse von Gesprächseinheiten und -sequenzen mit dem Roter Interaction Analysis System (RIAS) zur Anwendung. Dabei werden sämtliche Gesprächs-Äusserungen im Detail chronologisch kategorisiert und analysiert (insgesamt stehen 68 Kategorien zur Erfassung von Arzt-, Pflege- und Patientenaktionen zur Verfügung).

Ergebnisse

Bisher liegen 76 Gesprächsbewertungen vor, davon 35 vor dem Training und 41 nach dem Training. Im prä-post Vergleich zeigt sich, dass sich die Bewertung der Patientenbeteiligung (OPTION) bei Ärzten und Pflegenden auf allen 12 Items verbessert. Der Mittelwertsvergleich (Antwortskala von 0 bis 4) zeigt bei den Ärzten die höchsten Differenzen beim Item 3 Informationsstand des Patienten einschätzen (prä 1.3 post 1.9) und bei dem Item 11 Hinweis auf die Notwendigkeit der Mitentscheidung (prä 1.4 post 2.0). Bei den Pflegenden ist die höchste Differenz mit je 1.33 Punkten beim Item 9 Angebot, im Entscheidungsprozess Fragen zu stellen (prä 1.47, post 2.80) und beim Item 10 Nachfrage nach Einbeziehung in den Pflegeprozess (prä 1.27, post 2.55) zu finden. Die Differenzen bei den Ärzten sind (noch) nicht signifikant, die bei den Pflegenden sind beide mit p < 0.01 signifikant. Die niedrigste Differenz von 0.16 ist bei den Ärzten bei dem Item 2 ...mehr als ein Lösungsweg für das aufgetretene Problem... (prä 1.55 post 1.71) zu finden. Bei den Pflegenden ist es das Item 1 einem identifizierten Problem Beachtung schenken mit einer Differenz von 0.03 (MW prä 3.07 post 3.10). Bei der Patientenkategorie Erheben von Sorgen und Befürchtungen des Patienten verbessern sich Pflegende um fast einen ganzen Punktwert (MW prä 1.87 post 2.85), Ärzte um 0.4 Punkte (MW prä 1.65 post 2.05) und zeigen damit eine vergleichsweise deutlichere Steigerung ihrer Empathiefähigkeit.

Schlussfolgerungen

Die Analyse der globalen Bewertung der Einbeziehung von Patienten in Entscheidungen bei der Therapie und beim Pflegeprozess zeigt, dass wünschenswerte Verhaltensweisen zur Unterstützung der Entscheidungsfähigkeit des Patienten nach dem Training stärker präsent sind als vorher. Damit kann gezeigt werden, dass sich kommunikative Fertigkeiten in einem gewissen Maß als trainierbar darstellen. Wenn sich auch nach Abschluss der Studie ein positiver Effekt auf das Kommunikationsverhalten von Ärzten und Pflegenden in der Onkologie nachweisen ließe, sollte dieses Training obligater Bestandteil der Weiterbildung in der Onkologie werden.