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Transtympanaler Verlauf der A. carotis interna als Ursache pulssynchroner Ohrgeräusche
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Published: | April 22, 2008 |
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Der erstmals von Max 1899 beschriebene ektope Verlauf der A. carotis interna (ACI) durch das Cavum tympani stellt eine seltene Anomalie dar. Die Genese ist auf eine embryogene Differenzierungsstörung der 3. Kiemenbogenarterie, aus der normalerweise die ACI entsteht, zurückzuführen. Die Symptome sind unspezifisch und beinhalten u.a. Schallleitungsschwerhörigkeit (47,7%), pulssynchroner Tinnitus (30%) oder seröse Otitis media (14%). Differentialdiagnostisch kommt ein Glomustumor, ein Bulbushochstand der V. jugularis, eine arteriovenöse Fistel oder ein Hämangiom in Betracht. Die Diagnose ist mittels CT-Felsenbein, evtl. ergänzt durch eine CT- oder MR-Angiographie möglich.
Eine 24-jährige Patientin stellte sich mit einem seit Jahren bestehenden linksseitigen, rauschenden pulssynchronen Tinnitus in unserer Klinik vor. Otoskopisch imponierte ein bläulich durch das Trommelfell durchscheinender pulsierender Tumor. Tonaudiometrisch bestand eine Normakusis. Das Tympanogramm war von pulssynchronen Ausschlägen überlagert. Unter der Verdachtsdiagnose eines Glomustumors erfolgte eine präoperative MRT Felsenbein inklusive einer MR-Angiographie. Es stellte sich ein aberranter lateraler Verlauf der ACI dar, so dass der Verdacht eines transtympanalen Verlaufes der ACI gestellt wurde. Diese Diagnose bestätigte sich in der folgenden CT Felsenbein. Die Patientin wurde aufgeklärt und von operativen oder interventionellen Therapieformen wegen der hohen Komplikationswahrscheinlichkeit abgesehen.
Obgleich ein aberranter Verlauf der ACI durch das Cavum tympani äußerst selten ist, stellt er eine wichtige Differentialdiagnose gefäßreicher Mittelohrtumore dar. Fehleinschätzungen des Operationssitus können zu lebensgefährlichen Komplikationen führen.