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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Wohnbedingungen und das Auftreten von allergischen und respiratorischen Erkrankungen bei über 64-jährigen Bewohnern

Meeting Abstract

  • Sabine Brasche - Universitätsklinikum Jena, Inst. f. Arbeits-, Sozial- u. Umweltmedizin, ARK, Jena
  • Thomas Hartmann - TU Dresden/ITG, Dresden
  • Ehrenfried Heinz - TU Berlin, IEMB, Berlin
  • Wolfgang Bischof - Universitätsklinikum Jena, ARK, Jena

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds783

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Published: September 6, 2007

© 2007 Brasche et al.
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Im Hinblick auf die immer älter werdende deutsche Bevölkerung erscheint es notwendig, Wohnbedingungen und deren Relevanz für allergische und respiratorische Erkrankungen für über 64jährige zu untersuchen und mögliche Unterschiede zur Situation jüngerer Leute festzustellen.

Im Rahmen der Studie zu Feuchte- und Schimmelpilzschäden in deutschen Wohnungen [1] wurden 5530 zufällig ausgewählte Wohnungen hinsichtlich Schäden begutachtet und Angaben zu den Bewohnern (n=12154) erfragt.

24,9 % aller untersuchten Wohnungen wurden ausschließlich von über 64jährigen (n=2492) bewohnt. Obwohl vom baulichen Zustand und der Lage unvorteilhafter, sind „Rentnerwohnungen“ durch signifikant weniger Feuchteschäden gekennzeichnet als die jüngerer Personen (17,7 % vs. 23,8 %; p<0.0001). Während das multiple logistische Modell für die Schäden in den Wohnungen der Jüngeren als Risiken erhöhten Feuchteeintrag (OR=2.0, CI:1.4-2.7), unzureichend Fensterlüftung (OR=1.7, CI:1.1-2.4), kein Wohneigentum (OR=1.4, CI:1.2-1.6) und als protektive Faktoren einen hohen Zimmer-Kopf-Index (OR=0.9, CI:0.8-0.97), dichte Fenster als Synonym für modernen Bauzustand (OR=0.7, CI:0.6-0.8) und nutzerunabhängige zusätzliche Lüftung (OR=0.6, CI:0.4-0.7) ausweist, sind in „Rentnerwohnungen“ ein erhöhter Feuchteeintrag und ein zu geringer Zimmer-Kopf-Index nicht mehr relevant. Signifikante Risiken sind hier Lüftungsmängel (OR=1.5, CI:1.1-2.0) und kein Wohneigentum (OR=1.5, CI:1.1-2.0). Wärmedämmung hat einen protektiven Effekt (OR=0.6, CI:0.5-0.9).

Das Allergierisiko der über 64jährigen mit Feuchteschaden ist signifikant erhöht, das im adjustierten logistischen Regressionsmodell ausgewiesene OR höher als das der Nichtrentnergruppe unter gleichen Bedingungen (OR=1.7, CI:1.2-2.4 vs. OR=1.2, CI:1.1-1.4). Besonders eindrücklich ist der Unterschied, wenn man ausschließlich Schimmelpilzschäden betrachtet (OR=2.1, CI:1.3-3.5 vs. OR=1.25, CI:1.1-1.5). Ähnliches gilt für das Auftreten von 3 und mehr Erkältungskrankheiten/Jahr. Dagegen gibt es keine signifikante Assoziation zwischen Feuchte-/Schimmelschaden und Asthma bei den über 64jährigen (OR=1.2, CI:0.8-1.9), wohl aber bei den jüngeren (OR=1.7, CI:1.4-2.0).

Die Ergebnisse zeigen, dass ältere Menschen auch in umweltmedizinischer Sicht eine vulnerable Gruppe sind, die nicht nur Unterstützung bei einer notwendigen Veränderung ihrer Wohnsituation benötigt sondern auch erhöhte Fürsorge bei der Behandlung der gesundheitlichen Folgen.


Literatur

1.
Brasche S, Heinz E, Hartmann T, Richter W, Bischof W. Vorkommen, Ursachen und gesundheitliche Aspekte von Feuchteschäden in Wohnungen. Bundesgesundheitsbl. 2003; 46:683-93.