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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Gesundheitsförderung und soziale Stadtteilentwicklung: Erfahrungen aus dem Programm Soziale Stadt

Meeting Abstract

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  • Christa Böhme - Deutsches Institut für Urbanistik, Berlin

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds774

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Published: September 6, 2007

© 2007 Böhme.
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1999 haben Bund und Länder gemeinsam das Programm "Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf - Soziale Stadt" aufgelegt. Ziel dieses Programms ist es, die Abwärtsspirale in benachteiligten Stadtteilen zu stoppen und gemeinsam mit der Quartiersbevölkerung die Lebensbedingungen im Stadtteil zu verbessern. Aktuell wird das Programm Soziale Stadt in mehr als 400 Gebieten in rund 285 Städten und Gemeinden umgesetzt.

Neben städtebaulichen, sozialen, ökonomischen und ökologischen Defiziten sind benachteiligte Stadtteile auch durch eine Konzentration gesundheitlicher Probleme gekennzeichnet. Insbesondere bei Kindern in benachteiligten Gebieten ist durch die kleinräumig vorliegenden Ergebnisse aus den Schuleingangsuntersuchungen das überdurchschnittliche Auftreten von Gesundheitsbeeinträchtigungen wie unbehandelte Karies, Übergewicht und Adipositas, motorische Entwicklungsstörungen, sprachliche Auffälligkeiten belegt. Neben sozialbedingten Gesundheitsproblemen existieren in den meisten Gebieten regelmäßig auch umweltbedingte Gesundheitsrisiken und -belastungen. Hierzu zählen beispielsweise hohes Verkehrsaufkommen und damit verbunden erhöhte Lärm- und Schadstoffemissionen sowie erhöhte Unfallrisiken, aber auch quantitative und qualitative Defizite in der Grün- und Freiflächenausstattung.

Angesichts des Zusammenhangs zwischen Armut und Gesundheit und der hieraus resultierenden Konzentration entsprechender Probleme in benachteiligten Stadtteilen muss das Handlungsfeld Gesundheit zu den zentralen Anliegen des Programms Soziale Stadt gehören. Tatsächlich werden aber nur in einem Viertel der Gebiete explizit gesundheitsbezogene Maßnahmen und Projekte durchgeführt. Der Querschnittscharakter von Gesundheit führt allerdings dazu, dass neben den direkt gesundheitsbezogenen auch Maßnahmen und Projekte in anderen Handlungsfeldern wie Wohnumfeldgestaltung, Umwelt, Verkehr, Sport, Bildung, Beschäftigung vielfach mittelbar Gesundheitsbezug haben.

Der Schwerpunkt explizit gesundheitsorientierter Projekte und Maßnahmen in der Programmumsetzung liegt bei der Gesundheitsförderung. Charakteristisch ist dabei ein lebensweltorientierter Ansatz, der auf den Lebensraum Stadtteil und die alltäglichen Lebensweisen der Quartiersbevölkerung fokussiert und sowohl auf eine Verbesserung der Lebensverhältnisse (Verhältnisprävention) als auch auf eine gesundheitsgerechte Beeinflussung individueller Verhaltensweisen (Verhaltensprävention) abzielt (Setting-Ansatz). In der bisherigen Programmumsetzung haben sich hierbei drei Strategien als zentral herausgestellt: Netzwerkbildung, Schaffung niedrigschwelliger Angebote zur Gesundheitsförderung für sozial benachteiligte Zielgruppen sowie Einrichtung von Gesundheitshäusern und -treffs im Stadtteil.