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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Migranten mit chronischer Hepatitis B in Bielefeld anteilsmäßig gut versorgt - insgesamt sind chronisch mit HBV infizierte Patienten jedoch unterrepräsentiert!

Meeting Abstract

  • Tanja Marschall - Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, AG Bevölkerungsmedizin, Bielefeld
  • Luise Prüfer-Krämer - Praxis für Innere Medizin und Tropenmedizin, Bielefeld
  • Alexander Krämer - Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, AG Bevölkerungsmedizin, Bielefeld

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds620

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Published: September 6, 2007

© 2007 Marschall et al.
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Einleitung/Hintergrund: Das frühzeitige Erkennen und die (medikamentöse) Behandlung von Patienten mit chronischer HBV-Infektion sind wichtig, da dadurch schwere Folgeschäden wie die Leberzirrhose oder das primäre Leberzellkarzinom (HCC) verhindert werden können. Migranten sind hierbei eine wichtige Zielgruppe, da viele aus Ländern mit mittlerer bis hoher Hepatitis-B-Prävalenz stammen und häufiger von Hepatitis B betroffen sind als einheimische Deutsche. Ziel der Studie war zu klären, ob bei Ärzten der Primärversorgung eine Untererfassung von Migranten bei der Diagnostik der Hepatitis B besteht; außerdem sollten Barrieren für eine adäquate medizinische Versorgung von Patienten mit chronischer Hepatitis B aufgedeckt werden.

Material und Methoden: Allgemeinmediziner und hausärztlich tätige Internisten in Bielefeld wurden zufällig aus dem Telefonbuch ausgewählt und mit Hilfe eines Fragebogens zu verschiedenen Themenfeldern befragt. Dabei wurde unterschieden zwischen Praxen mit niedrigem (<15%), mittlerem (15-24%) und hohem Migrantenanteil (>24%).

Ergebnisse: Von den 30 befragten Ärzten hatten 18 (60%) mindestens einen Patienten mit chronischer Hepatitis B unter ihren Patienten. Von den insgesamt 27.750 betreuten Patienten hatten 104 (0,37%) eine chronische Hepatitis B, 62,5% davon waren Migranten. In Praxen mit niedrigem Migrantenanteil waren 0,76% der Patienten chronisch mit HBV infiziert, bei Praxen mit mittlerem Migrantenanteil 0,22% und bei Praxen mit hohem Migrantenanteil 0,13%. 26,6% der Ärzte gaben an, dass Sprachschwierigkeiten bei Migranten die wichtigste Hürde für eine adäquate Anamnese darstellten. Auf weiterführende Laboruntersuchungen bei erhöhten Leberwerten wurde am ehesten aus Kostengründen verzichtet (43%).

Diskussion/Schlussfolgerungen: Migranten scheinen in den Bielefelder Praxen der Primärversorgung anteilsmäßig gut berücksichtigt zu sein. Insgesamt lag der Schnitt der Patienten mit chronischer Hepatitis B jedoch unter der für Deutschland geschätzten durchschnittlichen Prävalenz von 0,62%. Besonders in Praxen mit hohem Migrantenanteil sollte die Aufmerksamkeit auf eine chronische Hepatitis-B-Infektion deutlich erhöht werden. Weitere epidemiologische Studien in anderen Regionen sind nötig, um ein repräsentativeres Bild hinsichtlich der Versorgung von Patienten mit chronischer HBV-Infektion zu erhalten.