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Verhaltensweisen psychisch erkrankter Heimbewohner: Ausprägung, Einflussfaktoren und pflegerische Interventionsstrategien
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Published: | September 6, 2007 |
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Einleitung: Verhaltensauffälligkeiten stellen in der Pflege psychisch kranker Heimbewohner eine zunehmend wichtige Herausforderung dar. Das im April 2007 abgeschlossene Forschungsvorhaben „Selbst- und fremdgefährdendes Verhalten bei psychisch veränderten Heimbewohnern als Pflegeproblem“ – ein Projekt des vom BMBF geförderten Pflegeforschungsverbunds Nordrhein-Westfalen – zielte darauf ab, den Kenntnisstand zu problemträchtigen Verhaltensweisen zu verbessern und verhaltensrelevante Faktoren zu identifizieren. Mit dem Vortrag werden die Ergebnisse dieses Projekts vorgestellt.
Methodisches Vorgehen: Im Mittelpunkt der Untersuchung stand eine auf 12 Monate angelegte prospektive Studie, in die 299 Heimbewohner in sieben vollstationären Pflegeeinrichtungen einbezogen waren. Zu vier Messzeitpunkten erfolgte eine standardisierte Erhebung individueller körperlicher, psychischer und verhaltensbezogener Merkmale sowie wesentlicher Merkmale der Versorgung und Umwelt. Verwendet wurde dabei u.a. das Cohen-Mansfield Agitation Inventory (CMAI), das 29 Verhaltensweisen unterscheidet und die Häufigkeit ihres Auftretens innerhalb eines definierten Zeitraumes erfasst.
Ergebnisse: Verbale Verhaltensauffälligkeiten (einschl. verbaler Aggression) traten bei etwas mehr als der Hälfte der Bewohner (mindestens einmal wöchentlich) auf. Nahezu ebenso häufig ließ sich durch motorische Unruhe gekennzeichnetes Verhalten beobachten. Knapp 20% der Bewohner zeigten aggressive Handlungen gegen Personen (gegen Gegenstände: rund 15%). Insgesamt waren bei 80% der Bewohner mindestens einmal wöchentlich eine oder mehrere der vom CMAI berücksichtigten Verhaltensweisen festzustellen. Offenkundig weist jeder Verhaltenstypus spezifische Bedingungsfaktoren auf. Bei Bewohnern mit aggressivem Verhalten gegen Personen beispielsweise stehen Einbußen der Kommunikationsfähigkeit, regelmäßige nächtliche Störungen aufgrund geplanter Pflegemaßnahmen und eine schwache Einbindung in Gruppenaktivitäten im Vordergrund.
Schlussfolgerungen: Die Untersuchungsergebnisse stützen die Ausgangshypothese, dass sich je nach Verhaltenstypus Einflussfaktoren identifizieren lassen, die Ansatzpunkte für präventiv orientierte Maßnahmen bieten. Nach Abschluss der Untersuchung erfolgte die Entwicklung eines entsprechenden Interventionskonzeptes, das demnächst im Rahmen einer kontrollierten Studie praktisch erprobt werden soll.