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Risikoselektion und Verstärkung sozialer Ungleichheit: Notwendiges oder vermeidbares Übel einer Managed-Care-orientierten Versorgung? Das Beispiel der Integrierten Versorgung "Gesundes Kinzigtal"
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Published: | September 6, 2007 |
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Entsprechend dem GKV-Modernisierungsgesetz (GMG) werden seit 2004 integrierte Versorgungsverträge finanziell gefördert. Dabei sind nicht nur integrierte Versorgungsformen zu fördern, die sich auf einzelne (d.h. auf eine oder wenige) Indikationen beziehen. Gefördert werden sollen gerade auch populationsbezogene Modelle, welche für alle (oder fast alle) Indikationen einer definierten Population gelten.
Die am längsten erprobten Vorbilder solcher populationsbezogenen integrierten Versorgungsmodelle gibt es in den USA und innerhalb Europas in der Schweiz in Gestalt des Managed Care [Ref. 7], [Ref. 1], [Ref. 6]. Die dort üblicherweise praktizierten Finanzierungs- und Vergütungssysteme führen jedoch zu zwei Effekten, die hierzulande mit guten Gründen als unerwünscht angesehen werden: Einerseits wird eine Risikoselektion der im Wettbewerb stehenden Krankenversicherer begünstigt. Andererseits entstehen für die Leistungserbringer Handlungsanreize, die sich in einer Unterversorgung mit bestimmten medizinischen Leistungen auswirken können, sofern die Versorgung durch Kopfpauschalen (capitation) vergütet wird [Ref. 3], [Ref. 2], [Ref. 8], [Ref. 6], [Ref. 4]. Beide Tendenzen übertragen soziale Ungleichheit auch in das Subsystem der Gesundheitsversorgung bzw. verstärken die bereits entstandene Ungleichheit.
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob es funktionsfähige integrierte Versorgungssysteme gibt, die die Vorzüge des Managed Care teilen (Lösung von Schnittstellenproblemen, geringere Gesamtkosten), ohne dass die erwähnten Nachteile entstehen. Ein derartiges System wird gegenwärtig im südbadischen Kinzigtal erprobt. Dort haben insgesamt 32.000 AOK- und LKK-Versicherte seit 2006 die Gelegenheit, sich in ein populationsbezogenes integriertes Versorgungssystem ("Gesundes Kinzigtal") einzuschreiben [Ref. 5], [Ref. 9]. Im vorliegenden Beitrag werden zunächst die vertraglichen und ökonomischen Gründzüge dieses Systems erläutert, durch die eine Tendenz zur Unterversorgung und vor allem eine Risikoselektion vermieden werden sollen. Daran anknüpfend werden erste Ergebnisse zur Sozialstruktur und zur Morbidität der in das neue Versorgungssystem eingeschriebenen Versicherten vorgestellt. Die sekundäranalytische Aufarbeitung soll im Vergleich eingeschriebener und nicht-eingeschriebener Versicherter eine erste Einschätzung ermöglichen.
Literatur
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- Schell H, Lauterback KW. Evaluation, Benchmarking, Qualitätsmanagement und Zertifizierung als Instrumente für eine evidenzbasierte Gesundheitspolitik. In: Preuß KJ, Räbiger J, Sommer JH (Hrsg.). Managed Care. Evaluation und Performance-Measurement integrierter Versorgungsmodelle. Stand der Entwicklung in der EU, der Schweiz und den USA. Stuttgart 2002. 37-42.
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- Seiler R. Die Schwarzwaldformel - das Modell "Gesundes Kinzigtal". In: Weatherly JN, Seiler R, Meyer-Lutterloh K, Schmid E, Lägel R, Amelung VE. Leuchtturmprojekte Integrierter Versorgung und Medizinischer Versorgungszentren. Innovative Modelle in der Praxis. Berlin 2007. 139-149.