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Gesundheit und Gerechtigkeit
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Published: | September 6, 2007 |
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Maßstab für gesundheitliche Gerechtigkeit ist gesundheitliche Chancengleichheit und damit die Chance auf Teilhabe an der compression of morbidity. Die Chancen dafür sind auch in reichen Ländern wie Deutschland höchst ungleich verteilt. Eine darauf gerichtete Strategie des reducing health gradients schließt Probleme der Finanzierung, des Zugangs und der Qualität der Krankenversorgung ebenso ein wie solche der Gestaltung wirksamer und zielgruppengerechter nicht-medizinischer Primärprävention. Angesichts der gesundheitlichen Bedeutung der Chancen auf Bildung, auf befriedigende Arbeit, auf Einkommen und soziale Verankerung kann durch Finanzierung und Organisation von Krankenversorgung und Prävention nur ein Teil des Postulats der Chancengleichheit eingelöst werden. Notwendig erscheint darüber hinaus die Einwirkung auf die Verteilung dieser causes behind the causes. Dies setzt allerdings einen gesellschaftsweit tragfähigen Konsens über Wert und Inhalt von Gerechtigkeit und Chancengleichheit voraus. Die derzeit dazu dominierenden Leitbilder bilden keine guten Voraussetzungen für eine Orientierung auf Chancengleichheit und Gerechtigkeit. Gesundheitswissenschaften kommt deshalb heute auch die Aufgabe zu, die gesundheitlichen Folgen zunehmender Ungleichheit ins allgemeine Bewusstsein zu heben und ihre spezifische Fachkompetenz in die Auseinandersetzungen um die Frage ‚Wie wollen wir leben?’ einzubringen.