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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Formaldehyd und Asthma und Allergien im Kindesalter: keine Evidenz für einen Zusammenhang

Meeting Abstract

  • Jon Genuneit - Institut für Epidemiologie, Universität Ulm, Ulm
  • Bernd Seifert - Bundesumweltamt, Berlin
  • Christian Vogelberg - Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Technische Universität, Dresden
  • Erika von Mutius - Dr. von Haunersches Kinderspital, Ludwig-Maximilians-Universität, München
  • Stephan K Weiland - Institut für Epidemiologie, Universität Ulm, Ulm

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds106

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Published: September 6, 2007

© 2007 Genuneit et al.
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Hintergrund: Die Datenlage zum Zusammenhang zwischen Exposition gegenüber Formaldehyd und Asthma und Allergien im Kindesalter ist kontrovers. Einige Untersuchungen haben Schwächen bei den Studieninstrumenten, andere bei der Fallzahl.

Methoden: Wir führten 1995/96 in der populationsbasierten ISAAC II Untersuchung eine eingebettete Fall-Kontrol-Studie bei 9-11-jährigen Kindern in Dresden und München durch. Mit einem Fragebogen wurden Daten zu Asthma und Allergien erhoben. Die atopische Sensibilisierung, die Lungenfunktion und die bronchiale Hyperreagibilität wurden gemessen. Fälle wurden als Zufallsstichprobe derer gezogen, für die "Pfeifen und Brummen im Brustkorb" in den letzten 12 Monaten und zusätzlich entweder Asthmaanfälle, nächtliches Erwachen oder Redeunterbrechung durch Asthmasymptome berichtet wurde. Kontrollen wurden zufällig unter allen Teilnehmern ohne Asthmasymptome ausgewählt. Die Formaldehydkonzentration wurde über eine Woche mit Passivsammlern im Kinderzimmer bestimmt. Daten lagen für 245 Fälle und 329 Kontrollen vor.

Ergebnisse: Die Formaldehydkonzentration war im Median 37µg/m3 (Interquartilsabstand: 26-55 µg/m3) und war nicht assoziiert mit Asthmasymptomen (adjustiertes Odds Ratio 0,95, 95% Konfidenzintervall 0,74-1,23, standardisiert für den Interquartilsabstand). Ebenso konnte keine Assoziation mit einer Asthmadiagnose, Heuschnupfen, atopischem Ekzem, atopischer Sensibilisierung, Lungenfunktionseinschränkung oder bronchialer Hyperreagibilität nachgewiesen werden. Sensitivitätsanalysen bezüglich der Vermeidung von Quellen von Formaldehyd und auch der Reproduzierbarkeit von Angaben im Fragebogen ergaben gleichfalls keine statistisch signifikanten Assoziationen.

Schlussfolgerung: Diese populationsbasierte Untersuchung zeigt keinen Hinweis für einen Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber Formaldehyd in den beobachteten Konzentrationen und der Prävalenz von Asthma, Allergien, Lungenfunktionseinschränkungen, bronchialer Hyperreagibilität oder atopischer Sensibilisierung im Kindesalter.