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Krebsbedingte Mortalität bei Adipositas
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Published: | September 8, 2005 |
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Einleitung und Fragestellung
Zahlreiche Studien beschreiben Zusammenhänge zwischen Adipositas und Mortalitätsrisiken für verschiedene Krebsarten [Ref. 1], [Ref. 2]. Es fehlen aber bislang ausreichende Daten bezüglich der todesursachenspezifischen Mortalität im Bereich der morbiden Adipositas (BMI≥40kg/m²). Wir untersuchten daher die krebsbedingte Mortalität im Rahmen der Düsseldorf Obesity Mortality Study (DOMS). Diese Studie lieferte erstmals Daten, die eine valide Abschätzung der Exzess-Mortalität im Vergleich zur Normalbevölkerung im Bereich der morbiden Adipositas ermöglichten [Ref. 3]. Nach Ermittlung der Todesursachen über die Gesundheitsämter sowie das Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik (LDS) NRW, konnte nun eine todesursachenspezifische Datenauswertung erfolgen.
Material und Methoden
Die Düsseldorf Obesity Mortality Study (DOMS) umfasst 6192 erwachsene Patienten (1591 Männer, 4601 Frauen) mit einem BMI ab 25 kg/m², die zwischen 1961 und 1994 die Adipositas-Ambulanz der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf besuchten. Es wurde eine Befragung der Einwohnermeldeämter durchgeführt, wodurch der Vitalstatus bis 1995 von 5775 (93.3%) Patienten ermittelt werden konnte. Zusätzlich lag der Vitalstatus zu früheren Zeitpunkten von 278 Patienten vor, so dass von 6053 (97.7%) Patienten Personenjahre berechnet werden konnten. Bis 1995 starben 1058 Patienten (379 Männer, 679 Frauen) bei einer mittleren Beobachtungszeit von 14 Jahren [Ref. 4]. Die Ermittlung der Todesursachen erfolgte über die Gesundheitsämter sowie über das LDS NRW. Zur Klassifizierung wurde die ICD-Revision verwendet, die im jeweiligen Todesjahr üblich war (1961-1967: ICD-7, 1968-1978: ICD-8, 1979-1995: ICD-9). Eine Klassifizierung in die Todesursache Krebs erfolgte, wenn einer der Codes 140-207 für ICD-7, 140-209 für ICD-8 bzw. 140-208 für ICD-9 vorlag. Zur Untersuchung der krebsbedingten Mortalität bei Adipositas wurden Standardisierte Mortalitätsratios (SMRs) mit exakten 95%-Konfidenzintervallen (KI) berechnet, wobei die Bevölkerung von Deutschland als Referenzpopulation verwendet wurde (Mortalitätsdaten der WHO). Zur Untersuchung von Trends in den SMRs über die BMI-Gruppen wurde der Poisson-Trend-Test verwendet.
Ergebnisse
Die Kombination der ermittelten Todesbescheinigungen über die Gesundheitsämter mit den Informationen vom LDS ergab 998 erfolgreich ermittelte Todesursachen (94.3% von 1058 Todesfällen). Die Kohorte wurde nach dem BMI in ungefähr gleichstarke Gruppen eingeteilt: Gruppe 1: 25 bis <32, Gruppe 2: 32 bis <36, Gruppe 3: 36 bis <40, Gruppe 4: BMI≥40 kg/m² (morbide Adipositas). Todesursachenspezifische SMRs wurden für die gesamte Kohorte als auch für die einzelnen BMI-Gruppen berechnet. In der Tabelle 1 [Tab. 1] befinden sich die SMRs mit 95%-Konfidenzintervallen für die Todesursache Krebs. Nur bei den Frauen ergab sich ein signifikanter Trend der SMRs mit ansteigendem BMI (p=0.023) aufgrund der signifikant erhöhten Krebsmortalität im Bereich der morbiden Adipositas. Eine Betrachtung der einzelnen Krebsarten ergab eine signifikant erhöhte Mortalität bei beiden Geschlechtern durch Dickdarmkrebs (Männer: SMR=5.35, KI 2.3-10.5; Frauen: SMR=2.51, KI 1.3-4.3) sowie bei Frauen durch Gebärmutterkörperkrebs (SMR=2.09, KI 1.1-3.7).
Diskussion
Im Gegensatz zu anderen Studien konnte bei den übergewichtigen Männern und Frauen der Düsseldorf Obesity Mortality Study (DOMS) insgesamt keine signifikant erhöhte Mortalität durch Krebserkrankungen gefunden werden. Nur bei Frauen mit morbider Adipositas (BMI≥40 kg/m²) zeigte sich eine signifikant erhöhte krebsbedingte Mortalität. Die erhöhte Mortalität durch Dickdarmkrebs bei beiden Geschlechtern sowie durch Gebärmutterkörperkrebs bei Frauen konnte jedoch bestätigt werden. Diese Ergebnisse verdeutlichen die Bedeutung einer genauen quantitativen Beschreibung des Zusammenhangs zwischen Übergewicht und krebsbedingter Mortalität über den gesamten BMI-Bereich. Insgesamt ist die Bedeutung von Übergewicht als Risikofaktor für Krebserkrankungen in der vorliegenden Studie geringer als bisher angenommen.
Danksagung
Wir bedanken uns für die freundliche Unterstützung im Rahmen der Düsseldorf Obesity Mortality Study bei D. Bardehle (Bielefeld), H. Overmann (Düsseldorf), T. Rotthoff (Düsseldorf) und R. Lenz-Tönjes (Bielefeld) sowie dem Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik NRW (Düsseldorf).
Literatur
- 1.
- Calle EE, Rodriguez C, Walker-Thurmond K, Thun MJ. Overweight, obesity, and mortality from cancer in a prospectively studied cohort of U.S. adults. N Engl J Med 2003; 348: 1625-38.
- 2.
- Pan SY, Johnson KC, Ugnat A-M, Wen SW, Mao Y, Canadian Cancer Registries Epidemiology Research Group. Association of obesity and cancer risk in Canada. Am J Epidemiol 2004; 159: 259-68.
- 3.
- Bender R, Trautner C, Spraul M, Berger, M. Assessment of excess mortality in obesity. Am J Epidemiol 1998; 147: 42-8.
- 4.
- Bender R, Zeeb H, Schwarz M, Jöckel K-H, Berger, M. Causes of death in obesity: a prospective cohort study. J Clin Epidemiol 2005 (submitted for publication).