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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

02.10. - 05.10.2008, Greifswald

PJ-geleitete Tutorien für Medizinstudenten des 6. Semesters zur Vermittlung klinischer Basisfertigkeiten auf Station: Auswirkung auf den Lernerfolg, das Integrationsgefühl und die Angst vor einem Einsatz auf Station – eine Studie im Kontrollgruppendesign

Vortrag/lecture

  • corresponding author Nadja Köhl-Hackert - Medizinische Universitätsklinik Heidelberg, Abteilung Innere 2, Klink für Psychosomatik und Allgemeine Klinische Medizin, Heidelberg, Deutschland
  • author Sven Andreesen - Medizinische Universitätsklinik Heidelberg, Abteilung Innere 2, Klink für Psychosomatik und Allgemeine Klinische Medizin, Heidelberg, Deutschland
  • Katja Hoffmann - Medizinische Universitätsklinik Heidelberg, Abteilung Innere 2, Klink für Psychosomatik und Allgemeine Klinische Medizin, Heidelberg, Deutschland
  • author Jana Jünger - Medizinische Universitätsklinik Heidelberg, Abteilung Innere 2, Klink für Psychosomatik und Allgemeine Klinische Medizin, Heidelberg, Deutschland
  • author Christoph Nikendei - Medizinische Universitätsklinik Heidelberg, Abteilung Innere 2, Klink für Psychosomatik und Allgemeine Klinische Medizin, Heidelberg, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung - GMA. Greifswald, 02.-05.10.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. Doc08gma53

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/gma2008/08gma053.shtml

Received: June 13, 2008
Revised: August 6, 2008
Accepted: August 6, 2008
Published: August 19, 2008

© 2008 Köhl-Hackert et al.
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Text

Einführung: Studentisch geleitete Tutorien sind in der Medizinischen Ausbildung weit verbreitet und erwiesen sich in vielen Bereichen als sehr effektiv [1]. Im Sommersemester 2007 wurde an der Medizinischen Universitätsklinik ein PJ-Tutorium für Medizinstudenten zur Förderung klinisch-praktischer Fertigkeiten auf Station eingeführt [2], um den Transfer eines Trainings klinisch-praktischer Fertigkeiten in geschütztem, simuliertem Rahmen im Skills-Lab [3] an das Krankenbett zu erleichtern. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, in einer kontrollierten Studie die Auswirkung eines PJ-Tutoriums sowohl auf

1.
die Betreuungsintensität durch PJ-Studenten und Stationsärzte,
2.
den subjektiven Lernerfolg der Medizinstudenten,
3.
das Integrationsgefühl auf Station und
4.
die Angst vor dem Stationseinsatz

zu evaluieren.

Methode: Von den 168 Medizinstudenten des 6. Semesters wurden 88 Studenten (51 w, 37 m; 23,6 Jahre) einer Interventionsgruppe (IG) zugeteilt, die an jeweils 10 PJ-geleiteten Tutorien auf 7 Interventionsstationen teilnahmen. 80 Studenten (58 w, 22 m; 23,3 Jahre) wurden der Kontrollgruppe (KG) zugeordnet, die ohne Tutorien auf 7 Kontrollstationen eingesetzt waren. Die Tutorien wurden von 14 freiwilligen PJ-Tutoren (8 w, 6 m; 26,2 Jahre) abgehalten. Die binären Daten der Betreuungsintensität wurde mittels Mann-Whitney U-Test analysiert, alle anderen Parameter auf einer 6-Punkt Likert-Skala (1 = stimme voll zu, 6 = stimme gar nicht zu) erfasst und mit einem T-Test ausgewertet.

Ergebnisse: Wie abzusehen, erfolgte eine generelle Betreuung auf Station durch PJ-Studenten signifikant häufiger in der IG mit PJ-Tutorium als in der KG (p<0,001), während zeitgleich jedoch bei der IG die Betreuungsintensität durch Stationsärzte abnahm (p<0,008). Sowohl der subjektive Lernerfolg (p<0,001) als auch das Integrationsgefühl der Medizinstudenten (p<0,001) waren in der IG mit PJ-Tutorien signifikant größer als in der KG. Zudem führte die Teilnahme der IG an den PJ-Tutorien zu signifikant geringeren Berührungsängsten mit der Arbeit auf Station im Vergleich zur KG (p<0,001), siehe Tabelle [Tab. 1].

Diskussion: Die IG wurde im Rahmen der PJ-Tutorien wie zu erwarten häufiger von PJ-Studenten betreut, als die KG. Der Einsatz von PJ-Tutoren konnte wesentlich dazu beitragen, den subjektiver Lernerfolg und das Integrationsgefühl der Medizinstudenten zu verbessern und die Berührungsängste mit der Arbeit auf Station minimieren. Allerdings nahm der Kontakt bei der IG mit den Stationsärzten signifikant ab. Wir folgern, dass ein PJ-Tutorium einen wertvollen Beitrag in der klinischen Ausbildung von Medizinstudenten darstellen kann, wobei darauf geachtet werden muss, dass das PJ-Tutorium nicht den Kontakt und die Betreuung durch den Stationsarzt ersetzt.


Literatur

1.
Santee J, Garavalia L. Peer tutoring programs in health professions schools. Am J Pharm Educ. 2006;70(3):70.
2.
Nikendei C, Andreesen S, Hoffmann K, Obertacke U, Schrauth M, Jünger J. PJ-Studenten als Tutoren für Medizinstudierende beim Stationseinsatz in der Inneren Medizin: eine quantitative Analyse. Z Arztl Fortbild Qualitätssich. in Revision.
3.
Nikendei C, Schilling T, Nawroth P, Hensel M, Ho AD, Schwenger V, Ritz E, Herzog W, Schellberg D, Katus HA, Dengler T, Stremmel W, Müller M, Jünger J. Integriertes Skills-Lab-Konzept für die studentische Ausbildung in der Inneren Medizin. Dtsch Med Wochenschr. 2005;130(18):1133-1138.