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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

16.11. - 18.11.2007, Hannover

Elektronische Prüfungen in der Medizinischen Hochschule Hannover: Vergleichende Evaluation zweier Anwendergruppen

Vortrag/Lecture

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung - GMA. Hannover, 16.-18.11.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gma169

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Published: November 14, 2007

© 2007 Krueckeberg et al.
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Einleitung: Im Rahmen der Einführung des Modellstudiengangs Medizin „HannibaL“ (Hannoveraner integrierte berufsorientierte adaptive Lehre) an der Medizinischen Hochschule Hannover wurden, neben einer umfangreichen curricularen Neukonzeption, auch die gängigen Abschlussprüfungen durch eine kontinuierliche Leistungsüberprüfung ersetzt. Die neuen Prüfungen sind eng mit den Lehrinhalten verknüpft, um so eine Intensivierung der Ausbildung in den Vorlesungen und Seminaren zu erreichen. Testate zu einzelnen Fächern und auch die Abschlussprüfungen zu den Ausbildungsmodulen finden zeitnah, direkt im Anschluss an die jeweiligen Kurse statt. Insgesamt 36 Module müssen mit einer Prüfung abgeschlossen werden, zuzüglich kleinerer Testate in einzelnen Fächern die eine Voraussetzung für die Teilnahme an den Prüfungen zu den Modulen sind. Diese Umstellung bietet den Studierenden den Vorteil, regelmäßig eine Rückmeldung zum eigenen Leistungsstand zu erhalten. Die Vielzahl dieser Prüfungen bedeutet aber auch einen erhöhten organisatorischen und logistischen Aufwand sowie eine Mehrbelastung der Lehrenden bei der Durchführung und Auswertung der Testate. Durch die Einführung von elektronischen Prüfungen (ePrüfungen) wird diese Mehrbelastung maßgeblich verringert und eine schnelle Rückmeldung der Ergebnisse an die Studierenden ermöglicht.

Gegenstand und Methode: Die Einführung elektronischer Prüfungen betrifft bislang ausschließlich summative Prüfungen, die das Fakten- und Handlungswissen der Studierenden mittels MC-Fragen bewerten. Wie bei traditionellen, papierbasierten Prüfungen werden die ePrüfungen nicht ortsunabhängig sondern mit Identitätskontrollen an einem zentralen Ort durchgeführt. Die ePrüfungen der MHH stellen damit einen Ersatz zu den papierbasierten Prüfungen dar und können nach dem Stufenmodell von Steinberg der Stufe 3 „Sicherer Online Modus (Closed Web)“ zugeordnet werden [1]. Kennzeichnend für diese Stufe sind die clientseitige Sicherheit, die automatische Auswertung und die beaufsichtigte Durchführung der ePrüfungen. Damit stellen sich hohe Ansprüche an Aspekte wie Datensicherheit und Verifizierbarkeit der Prüfungsdaten, die Identifizierung der Prüfungsteilnehmer sowie an die Usability der Prüfungssoftware. Hinsichtlich dieser Aspekte erfolgt eine begleitende Evaluation der Einführung von ePrüfungen aus Sicht der betroffenen Studierenden [2]. Schwerpunkt dieser Untersuchung ist die Frage unter welchen Bedingungen die entwickelte Konzeption von ePrüfungen einen gleich- oder höherwertigen Ersatz der papierbasierten Prüfungsform darstellt und worin mögliche Aspekte eines Mehrwerts zu sehen sind. Die hierzu durchgeführten Befragungen von Studierenden, unter Einsatz eines teilstandardisierten Fragebogens, umfassen die Themenbereiche „Akzeptanz der neu eingeführten Technologie“ sowie „Benutzerfreundlichkeit der Prüfungssoftware und der Eingabegeräte (Tablet-PCs). Ergänzend werden Faktoren erhoben, die möglicherweise Einfluss auf die Akzeptanz der eingeführten Technologie haben, wie z.B. Vorbehalte gegenüber der elektronischen Prüfungsform, Information über den Einführungsprozess von ePrüfungen sowie individuelle Faktoren auf Seiten der Teilnehmer (Computerkenntnisse und Vorerfahrungen mit mobilen Geräten). Die Befragungen werden sowohl mit Studierenden im 1. und 2. Studienjahr des Modellstudiengangs als auch mit Studierenden aus höheren Semestern durchgeführt. Dadurch sollen mögliche Unterschiede zwischen Antworten einbezogen werden, die einerseits von Studierenden stammen, die an Prüfungen in schriftlicher und elektronischer Form teilgenommen haben (höhere Semester), und die andererseits von Studierenden sind, die an der MHH bislang nur ePrüfungen (1. und 2. Studienjahr) kennen gelernt haben. Die ersten Ergebnisse stammen aus einer Stichprobe von N=63 Studierenden des 5. Studienjahres. Die Befragten haben Erfahrungen mit den konventionellen papierbasierten Prüfungen und sind zum Zeitpunkt der Befragung, seit einigen Wochen mit der neuen elektronischen Prüfungsform konfrontiert. Eine weitere Befragung wird bis zum Zeitpunkt der GMA-Tagung 2007 entsprechende Vergleichsdaten einer Nutzergruppe aus dem 1. oder 2. Studienjahr liefern, die den Umstellungsprozess auf elektronisch durchgeführte Prüfungen nicht mitgemacht hat, sondern mit Studiumsbeginn in elektronische Prüfungen eingeführt wurden.

Ergebnisse: Auffällig in den Bewertungen der Studierenden der ersten Gruppe, ist die starke Tendenz zu Vorbehalten gegenüber der elektronischen Prüfungsform vor der ersten ePrüfung. In Verbindung mit der Frage nach ausreichender Information über die Einführung von ePrüfungen wird ein möglicher Zusammenhang sichtbar. Demnach ist anzunehmen, dass eine ausführlichere und breiter angelegte Information über die Einführung von ePrüfungen zu weniger Vorbehalten hätte führen können. Erkenntnisse zur Überprüfung dieser Annahme wird der Vergleich mit Evaluationsergebnissen aus dem 1. bzw. 2. Studienjahr liefern, in denen die Studierenden die Einführung von ePrüfungen nicht als Umstellung erlebt haben.

In der weiteren Beurteilung der elektronischen Prüfungsform scheinen sich die anfänglichen Vorbehalte nicht weiter niederzuschlagen. Zu vermuten ist, dass sich in der Frage zum Vertrauen in die Zuverlässigkeit des Prüfungssystems positive Erfahrungen der Studierenden ausdrücken, die sie im Laufe der bislang elektronisch durchgeführten Prüfungen sammeln konnten und dabei das System als überwiegend stabil und zuverlässig erlebt haben.

Überwiegend empfinden Studierende die ePrüfungen weder als zusätzliche Belastung noch hegen sie übermäßiges Misstrauen gegenüber der korrekten Speicherung ihrer Antworten auf dem Prüfungsserver. Als wesentlichen Vorteil von ePrüfungen sehen die Studierenden die sofortige Anzeige ihrer Prüfungsergebnisse, die von 36 Befragten in den Freitextangaben explizit genannt wird.

Empfundene Nachteile, die konkret mit der elektronischen Prüfungsform in Zusammenhang stehen, finden sich in den Freitextangaben nicht wieder. Dagegen wurde eine Reihe allgemeiner organisatorischer Veränderungen in der Durchführung von Prüfungen kritisiert. Ein möglicher Einfluss dieser Kritik auf die Bewertung des ePrüfungssystems ist wiederum im Vergleich zu den Evaluationsergebnissen aus des 1. bzw. 2. Studienjahres zu untersuchen.


Literatur

1.
Krückeberg J, Behrends M, Kupka T, Haller H, Fischer V, Möbs D, Matthies HK. Einführung von elektronischen Prüfungen in der Medizinischen Hochschule Hannover. In: Kundt et al (Hrsg). eLearning in der Medizin und Zahnmedizin. Proceedings zum 11. Workshop der GMDS AG "Computergestützte Lehr- und Lernsysteme in der Medizin und Zahnmedizin. Leipzig: GMDS; 2006.
2.
Steinberg M. Organisatorisches Konzept für Online-Prüfungsverfahren [Online-Assessment). Hannover: HELCA-Projekt; 2006. Zugänglich unter: http://www.sra.uni-hannover.de/fileadmin/uploads/Mitarbeiter/Steinberg/Publikationen/AP7_Org_Konzept_screen_v1.pdf (27.02.07)