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104th DOG Annual Meeting

21. - 24.09.2006, Berlin

Methode und Dauer der Augenuntersuchungen beim ROP-Screening sind für Stress- und Schmerzreaktionen bei Frühgeborenen verantwortlich!

The effects of examination method and time on pain and distress associated with screening for retinopathy of prematurity

Meeting Abstract

  • M. Wald - Univ.-Klin. für Kinder- und Jugendheilkunde, Medizinische Universität Wien
  • R. Weinzettel - Kinder- und Jugendabteilung, Landesklinikum St. Pölten
  • A. Müllner-Eidenböck - Univ.-Klin. für Augenheilkunde und Optometrie, Medizinische Universität Wien

Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft e.V.. 104. Jahrestagung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG). Berlin, 21.-24.09.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. Doc06dogSA.05.02

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dog2006/06dog307.shtml

Published: September 18, 2006

© 2006 Wald et al.
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Ziel

Die regelmäßig notwendigen Untersuchungen zur Früherkennung der Retinopathie des Frühgeborenen (ROP) lösen dokumentierbare Schmerz- und Stressreaktionen aus. Diese können die Frühgeborenen (FG) für mehrere Stunden schwer beeinträchtigen. Es wurde untersucht, inwieweit Methode und Dauer der Augenuntersuchung für das Ausmaß der systemischen Stressantwort der Kinder eine Rolle spielen.

Methode

An zwei gleichwertigen (auf ROP-Zahlen bezogen) österreichischen neonatologischen Zentren wurde Art und Dauer der Augenuntersuchung und zugleich deren Auswirkung auf die Kinder dokumentiert. Nach maximaler medikamentöser Mydriasis wurde die Untersuchungsmethode im Zentrum A entsprechend den aktuellen internationalen Leitlinien (binokulare indirekte Ophthalmoskopie, Einsetzen eines Lidsperrers, zirkuläre Intendation des Bulbus) durchgeführt. Im Zentrum B wurde der Untersuchungsablauf zur Minimierung der Beleuchtungszeit der Netzhaut modifiziert: Lidöffnung mittels Fingern, straffe Beurteilungsstrategie der kritischen peripheren Netzhaut-Zonen und des hinteren Pols, prinzipiell keine Intendation, außer wenn unbedingt notwendig - dann mittels Flynn-Deller für FG. Herzfrequenz und Stress der FG wurden objektiv (Neonatal Infant Pain Score (NIPS) und subjektiv (Schulnotenprinzip: 1=nicht gestresstes ruhiges FG bis 5=schwer gestresstes beeinträchtigtes FG) vor, während und nach der Untersuchung aufgezeichnet.

Ergebnisse

Bei den Untersuchungen in den beiden Zentren (A=30, B=56) unterschieden sich Gestationswoche, Geburtsgewicht, aktuelles Gewicht und ROP-Grad der Kinder nicht voneinander. Die Untersuchungszeit betrug im Zentrum A (MW(±SD)) 12,1(±4,9) Minuten und im Zentrum B 1,4(±0,8) Minuten [P<0,001]. Der Herzfrequenzanstieg während der Untersuchung betrug in A 36,7/min (±19,8) und in B 15,3/min (±15,5) [P<0,001]. Der NIPS betrug in A vor/während/nach der Untersuchung 0,2(±0,6)/5,7(±1,1)/2,8(±2,2), in B 0,6(±1,2)/3,6(±2,0)/0,8(±1,5) [P:0,181/<0,001/<0,001]. Der subjektive Stresszustand betrug in A vor/während/nach der Untersuchung 1,4(±0,7)/4,7(±0,8)/3,4(±1,3), in B 1,3 (±0,6)/2,7(±1,3)/1,5(±0,9), [P:0,396/<0,001/<0,001]. In Zentrum B war Intendieren nie notwendig.

Schlussfolgerungen

Maßnahmen, die die Zeitdauer der Augenuntersuchung reduzieren ohne die Aussagekraft der Untersuchung zu beeinträchtigen, können die systemischen Belastungen und den Stress der Frühgeborenen deutlich reduzieren.