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Computerspielabhängigkeit – Mangelhafte Versorgungsstrukturen bei zunehmendem Versorgungsbedarf
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Published: | October 6, 2008 |
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Fragestellung: Angesichts hoher vermuteter Prävalenzen der Computerspielabhängigkeit bei Kindern und Jugendlichen aufgrund der immer populäreren PC- und Online-Spiele sollte die Versorgung dieser Zielgruppe in Deutschland untersucht und in Kooperation mit einer gesetzlichen Krankenversicherung optimiert werden.
Methoden: Zur Prüfung der vermuteten Prävalenz der Computerspielabhängigkeit wurde eine Sekundäranalyse bestehender Studien hierzu durchgeführt. Auch wurde eruiert, inwieweit dieses „Phänomen“ bereits als Erkrankung anerkannt wird. Anschließend erfolgten ein Screening und eine Analyse bestehender Versorgungsstrukturen im ambulanten (Psychologen, Psychotherapeuten, Psychiater) und stationären Bereich (Reha-, Suchtkliniken). Zur Verbesserung der Versorgungssituation wurde ein kassenspezifischer Versorgungspfad entwickelt und Kooperationen mit medizinischen Leistungserbringern geschlossen.
Ergebnisse: Für Computerspielabhängigkeit, bislang weder im ICD-10 noch im DSM IV-TR aufgenommen, existieren derzeit keine einheitlichen Diagnosekriterien. Dennoch zeigen Studien Prävalenzen von bis zu 9,3% in den relevanten Altersgruppen. Die Analyse des deutschen Marktes hinsichtlich ambulanter und stationärer Versorgungseinrichtungen für Computerspielabhängigkeit offenbarte dennoch, dass sich nur sehr vereinzelt Leistungserbringer damit befassen. Außerdem ist vielerorts die Teilnahme an Therapien auf ein Mindestalter von 18 Jahren beschränkt. Die angewendeten Therapieverfahren beruhen zudem auf selbst entwickelten oder auf von anderen psychischen Erkrankungen abgeleiteten Therapienansätzen. Die Vergütung erfolgt i.d.R. über die Abrechnung anderer, GKV-finanzierter Leistungen oder privat. Um die Versorgung für die Versicherten der beteiligten Krankenkasse zu sichern, sollte mit ausgewählten Leistungserbringern ein Versorgungsvertrag geschlossen werden. Für die Prozessabschnitte des hierfür entwickelten Versorgungspfades wurden Aufgaben, Erfolgsfaktoren, mögliche Barrieren und Voraussetzungen der zukünftigen Kooperationspartner definiert. Auf dieser Grundlage erfolgte die Segmentierung und Auswahl der späteren Kooperationspartner.
Schlussfolgerung: Die Versorgung computerspielabhängiger Kinder und Jugendlicher in Deutschland erfolgt derzeit nur sehr lückenhaft, keineswegs flächendeckend und nicht auf wissenschaftlich fundierten Therapieansätzen für Computerspielabhängigkeit. Sinnvoll wäre in diesem Zusammenhang die Entwicklung einer stringenten spezifischen Versorgungsstrategie, die die geeigneten Versorgungsstufen zusammenbindet und die Aspekte der Aus- und Weiterbildung mit umfasst.