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Das schwere Thoraxtrauma im Rahmen des Polytraumas
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Published: | October 16, 2008 |
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Das stumpfe Thoraxtrauma ist – neben dem schweren Schädelhirntrauma – beim Schwerverletzten die häufigste Verletzungskomponente. Weil es die Therapie und die Prognose erheblich beeinflusst, haben wir die Morbidität und Mortalität dieser Patienten an der eigenen Klinik untersucht.
In einer prospektiven Analyse wurden anhand des DGU-Schwerverletztenregisters die Verläufe von Schwerverletzten, die ein schweres Thoraxtrauma (AIS ≥ 3) hatten, mit denen ohne Thoraxtrauma verglichen. Eingeschlossen wurden in diese Analyse alle polytraumatisierten Patienten, die zwischen Januar 2002 und Juli 2007 in unserer Klinik behandelt wurden.
Untersucht wurden
- Verletzungsmechanismus
- Thoraxdrainage
- Operationen
- Intensivtage
- Intubationstage
- Entwicklung einer Pneumonie
- Outcome
In unserer Klinik wurden zwischen 1/2002 und 7/2007 insgesamt 1311 polytraumatisierte Patienten behandelt. Davon hatten 593 (45,2%) ein schweres Thoraxtrauma. Die Verkehrsunfälle (PKW und Motorrad zusammen: 356) stellten mit 60% die häufigste Verletzungsursache dar, gefolgt von Stürzen aus über 3 Meter Höhe (92 Patienten; 15,5%).
Insgesamt benötigten 300 Patienten (50,6%) eine Thoraxdrainage, davon wurden 52 Drainagen bereits präklinisch gelegt.
Bei 12 Patienten (2%) musste eine Thorakoskopie durchgefürt werden, meist zur Hämatomausräumung oder zur Adhäsiolyse bei Pleuraerguss/Pleuraschwarte. Bei 17 Patienten (2,9%) wurde eine Thorakotomie erforderlich. Gründe hierfür waren erhebliche Organverletzungen wie Zwerchfellruptur, Bronchusabriss, Aorten- und parenchymatöse Lungenverletzungen.
Die Patienten mit schwerem Thoraxtrauma verbrachten im Mittel 16,5 Tage auf der Intensivstation (durchschnittliche Intensivtage der Polytraumata ohne Thoraxtrauma: 13,2) und waren durchschnittlich 15,2 Tage intubiert (durchschnittliche Intubationstage der Polytraumata ohne Thoraxtrauma: 14). Somit zeigten sich sowohl in bezug auf die Dauer des Intensivaufenthaltes als auch in bezug auf die Intubationszeit signifikante Unterschiede zwischen den Patienten mit und denen ohne Thoraxtrauma.
Eine Pneumonie entwickelten 122 Patienten mit schwerem Thoraxtrauma (20,6%), wohingegen dies nur bei 17,9% (235) aller Polytraumatisierten und bei 15,7% der Polytraumatisierten ohne Thoraxtrauma der Fall war.
Insgesamt konnten 358 Patienten mit schwerem Thoraxtrauma (60,4%) das Krankenhaus gut erholt verlassen; 75 (12,6%) waren mäßig und 63 (10,6%) schwer behindert. Verstorben sind 48 Patienten (8,1%). Bei allen Polytraumatisierten lag die Gesamtmortalität bei 11,9%.
Zusammenfassend bestätigte sich, dass polytraumatisierte Patienten mit begleitendem Thoraxtrauma deutlich häufiger eine Pneumonie entwickeln als Mehrfachverletzte ohne thorakale Verletzung sowie längere Intensiv- und Intubationszeiten haben. Das Outcome war dennoch nicht schlechter, und die Mortalität beim Polytraumatisierten mit Thoraxtrauma lag sogar noch unter der Mortalität aller Polytraumata.