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Die systemischen Nebenwirkungen der Markraumendoskopie des langen Röhrenknochens
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Published: | October 16, 2008 |
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Einleitung: Die Markraumendoskopie, in der vom Erstautor beschriebenen Technik, ist eine endoskopische Methode zur Inspektion bzw. Manipulation im Markraum eines intakten langen Röhrenknochens.
Einsatzgebiete der Methode sind endoskopische Spongiosaplastiken, Behandlung der Osteomyelitis oder diagnostische bzw. therapeutische Interventionen im Rahmen der Tumorbehandlung.
Zur Sicherstellung guter lokaler Sichtverhältnisse ist eine kontinuierliche Spülung während der Prozedur notwendig. Da in der Literatur keine Hinweise auf mögliche Nebenwirkungen einer kontinuierlichen Spülung des Markraumes vorliegen (Wasserintoxikation? Fett-Embolie?) wurde das nachfolgend beschriebene Tierexperiment durchgeführt.
Methode: Bei 10 adulten Merino-Landschafen wurde eine Markraumendoskopie des linken Femur durchgeführt. Während der Manipulation wurde der Markraum mit jeweils 3 Liter Ringer Spüllösung gespült. Die Flüssigkeit wurde nur unter Anwendung des hydrostatischen Wasserdrucks über das Endoskop zugeführt (Infusionsbeutel in 180cm Höhe). Während der Intervention wurde ein komplettes perioperatives Monitoring incl. PA-Katheter und arterieller Blutgasanalyse durchgeführt. Postoperativ schloss sich eine 48-stündige Überwachungsphase mit regelmässigen Laborkontrollen an. Nach 2 Tagen wurden die Tiere eingeschläfert und die Lungen hinsichtlich potentieller Fettembolien histologisch untersucht.
Ergebnisse: Während des perioperativen Monitorings waren bei 9 Tieren sämtliche Überwachungsparameter normal. Bei einem Tier kam es 11 min nach Beginn der Endoskopie zu einem Anstieg des mittleren pulmonalarteriellen Drucks von 12 auf 27 mmHg mit einem Maximum von 33 mmHg nach 15 min. Der PaCO2 stieg parallel von 35 auf 40 mmHg mit einem Maximum von 41,2 mmHg nach 20 min an. Mit Ende der Endoskopie waren alle Werte wieder auf dem Ausgangsniveau. Die histologischen Untersuchungen konnten bei diesem Tier eine arterielle Fettembolie verifizieren. Bei allen anderen Tieren ergab sich histologisch kein Hinweis auf eine stattgehabte Fettembolie. In der Analyse der postoperativ kontrollierten Laborparameter (Elektrolyte) ergaben sich bei keinem Tier Hinweise auf eine Wasserintoxikation.
Schlussfolgerung: Die vorliegenden Ergebnisse belegen, dass es durch die Markraumendoskopie prinzipiell, wie bei jeder intramedullären Manipulation, zu einer Fett-Ausschwemmung mit nachfolgender Embolisierung kommen kann. Die Rate bzw. Menge an potentiell embolisch wirksamer Substanz ist jedoch um ein vielfaches geringer, als bei vergleichbaren Massnahmen bei denen ebenfalls eine intramedulläre Manipulation vorgenommen wird wie z.B. bei Marknagelungen oder Markraumaufbohrungen. Bei diesen Massnahmen kommt es nachgewiesenermaßen regelhaft und immer zu systemisch wirksamen Fellausschwemmungen bzw. -embolien.
Die Methode der Markraumendoskopie kann daher bezüglich der o.g. systemischen Auswirkungen als sicher eingestuft werden, da sich auch hinsichtlich einer potentiell möglichen Wasserintoxikation keinerlei Hinweise ergaben.