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Klinische Evaluation evidenz-basierter Kriterien für die CT-Diagnostik bei der Behandlung der Commotio cerebri
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Published: | October 16, 2008 |
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Fragestellung: Das leichte Schädel-Hirn-Trauma (Commotio cerebri) ist eins der in chirurgischen Notaufnahmen am häufigsten behandelten Krankheitsbilder. In umfangreichen Studien wurden evidenz-basierte Behandlungskriterien erarbeitet, wobei ein Schwerpunkt die Indikation für eine CT-Diagnostik des Schädels (CCT) in Abhängigkeit der klinischen Symptomatik war.
Methodik: In der vorliegenden Arbeit wurde die Übertragbarkeit dieser Kriterien auf das Krankengut eines deutschen Traumazentrums einer retrospektiven Analyse unterzogen (Evidenz-Level IIb). Über einen 2-Jahreszeitraum (2004/05) wurden 1841 Patienten mit Schädel-Hirn-Traumata (SHT) behandelt, von denen 1042 Patienten mit einem Alter von über 14 Jahren und einer Commotio cerebri in die Studie eingeschlossen wurden. Es wurde die CCT-Indikation anhand der Kriterien einer Phase-3-Studie überprüft (New Orleans Criteria), die bei einer Sensitivität von 100% für intrakranielle Läsionen eine CCT-Reduktion von 22% gezeigt hatten. Erfasst wurden neben den Evidenzkriterien auch die Länge des stationären Aufenthaltes, die Anzahl und die Art der sekundären Verschlechterungen sowie die Art der stationären Versorgung.
Ergebnisse: In unserem Patientengut hatten 69,5% der Patienten ein CCT erhalten, nach Anwendung der Evidenzkriterien hätten 98,8% der Patienten ein CCT bekommen müssen (p0,001). Eine sekundäre Verschlechterung aufgrund eines cerebralen Ereignisses war bei 3 Patienten in der Gruppe ohne CCT aufgetreten, diese wären bei Anwendung der Evidenzkriterien erfasst worden (n.s.). Der Anteil der alkoholisierten Patienten lag bei 44%, was deutlich über dem Durchschnitt der internationalen Studien liegt, diese Patienten erhalten seltener ein CCT (p0,001), dieses ist höchst signifikant seltener positiv (10,7% vs. 20%, p0,001), ausserdem haben sie einen kürzeren stationären Aufenthalt (p0,001). Der Aufenthalt verlängert sich in Abhängigkeit der Schwere des SHTs und einer sekundären Verschlechterung (p0,001). 10,7% der Patienten wurden intensivmedizinisch behandelt, diese Patienten hatten auch einen höchst signifikant (p0,001) längeren stationären Aufenthalt.
Schlussfolgerungen: Zusammenfassend bestätigt sich die hohe Sensitivität der Evidenzkriterien, wobei durch deren Anwendung keine Reduktion der CCTs in unserem Patientengut erreicht worden wäre.