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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie
72. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 94. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie und 49. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie

22. - 25.10.2008, Berlin

Dekompressionsoperation beim kindlichen Schädel-Hirntrauma

Meeting Abstract

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  • D. Woischneck - Universitätsklinikum Ulm, Neurochirurgie, Ulm, Germany
  • R. Firsching - Universitätsklinikum Ulm, Neurochirurgie, Magdeburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie. 72. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 94. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, 49. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie. Berlin, 22.-25.10.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. DocWI49-1226

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dkou2008/08dkou308.shtml

Published: October 16, 2008

© 2008 Woischneck et al.
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Fragestellung: Die konservative Behandlung des schweren kindlichen Schädel-Hirn-Traumas (SHT) ist erschwert durch die begrenzte Zahl evidenz basierter Behandlungsmethoden und deren begrenzter Erfolgsaussichten. Die Dekompressionsoperation ist eine Behandlungsalternative bei lebensbedrohlicher Hirndrucksteigerung. Dabei konnten, infolge geringer Fallzahlen und fehlender Randomisierung, wesentliche Fragen noch nicht beantwortet werden: 1. senkt die Operation, wie erhofft, die Letalität des SHT und 2. steigt die Zahl apallisch - oder schwer behindert überlebender Kinder infolge einer häufigeren Durchführung des Eingriffes? Die hier vorgestellte Untersuchung nimmt Stellung.

Methodik: In 2,5 Jahren wurden 20 Kinder nach schwerem SHT mittels operativer Dekompression behandelt, jeweils zur Hälfte Mädchen bzw. Jungen im Alter von 1 bis 17 Jahren (Mittel: 12,8). Die Operation bestand immer aus einer Kraniektomie mit subtemporaler Resektion, der spannungsfreien Eröffnung der Dura mater und der anschliessenden Anlage einer Duraplastik. 6 Monate nach Behandlung erfolgte eine Nachuntersuchung entsprechend dem Glasgow Outcome - Score (GOS). Daten der intensivmedizinsichen Behandlungsphase und der GOS wurden zueinander korreliert (Software: SPSS 13.0 für Windows NT).

Ergebnisse: Zum Zeitpunkt der Dekompressionsoperation bestand das Koma im Mittel seit 33 Stunden (minimal: 1,5 Stunden; maximal: 9 Tage). 95% wurden operiert, nachdem sich eine zusätzliche Pupillenstörung entwickelt hatte. In 10 Fällen (50%) erfolgte eine einseitige Hemikraniektomie über der nicht dominanten Hemissphäre, in 6 Fällen (30%) auf der sprachdominanten Seite. Bei 4 Betroffenen (20%) wurde beidseitig operiert. 6 Monate nach Unfall waren 10 Kinder (50%) verstorben, ein Kind (5%) befand sich im apallischen Syndrom. Jeweils 4 Kinder (20%) hatten schwer bzw. leicht behindert überlebt, ein Kind (5%) ohne Behinderung. 40% der Kinder mit präoperativ weiten und lichtstarren Pupillen überlebten, 2 von diesen 4 Kindern leicht behindert. Alle Kinder mit einer Anisokorie überlebten.

Das Behandlungsergebnis korrelierte nicht mit der Komadauer: auch bei länger bestehendem Koma war ein Überleben mit leichter Behinderung möglich. Hingegen fand sich eine signifikante, negative Korrelation mit der Dauer der posttraumatischen Pupillenstörung: eine länger bestehende Pupillenstörung verschlechterte die Prognose erheblich (ANOVA, Fishers Exact - Test, p= 0,001).

Schlussfolgerungen: Die Studie belegt die Senkung der Letalität nach schwerem kindlichen SHT durch die Dekompressionsoperation. Ein unverhältnismässiger Anstieg der Zahl schwer behindert oder apallisch Überlebender ist nicht nachweisbar. Vorraussetzung für ein gutes Behandlungsergebniss ist eine rasche Indikationsstellung beim Auftreten von Strecksynergismen oder einer Pupillenstörung. Lange Komadauer oder das Auftreten beidseits weiter und lichtstarrer Pupillen sind bei Kindern keine Kontraindiaktion zur OP.