Article
Defektrekonstruktion nach Tumorresektion an den Extremitäten mittels vaskularisiertem Fibulatransfer
Search Medline for
Authors
Published: | October 16, 2008 |
---|
Outline
Text
Einleitung: Das freie, vaskularisierte Fibulatransplantat gilt als geeignete biologische Rekonstruktionsoption beim Vorliegen segmentaler Knochendefekte. Postuliert wird, dass wegen der Vaskularisierung die Fibula im geschwächten Transplantatlager besser knöchern konsolidiert. Ziel der Studie war es, das Transplantatverhalten, die Extremitätenfunktion und Lebensqualität nach einer ausgedehnten Tumorresektion und Defektrekonstruktion mit vaskularisiertem Fibulatransfer zu untersuchen und Parameter zu identifizieren, die das biologische Verhalten des Transplantats beeinflussen.
Methodik: Zwischen 2003 und 2007 wurde an 11 Patienten (m/w 5/6, 38 Jahre [17 - 74]) eine Rekonstruktion mit einem vaskularisierten Fibulatransplantat (einzelnes Graft n = 8, bilaterales Graft n = 3) nach einer Tumorresektion eines langen Röhrenknochens durchgeführt. Bei den Primärtumoren handelte es sich um Ewing Sarkome (n = 5), Osteosarkome (n = 2), pleomorphes Sarkom, Riesenzelltumor, Adamantinom und fibröse Dysplasie (je n = 1). 10 Patienten erhielten eine Zusatztherapie (neo-und/oder adjuvante Radio/Chemotherapie), bei 6 Patienten wurde primär Spongiosa angelagert. Alle Transplantate wurden an lokale Blutgefäße arteriovenös angeschlossen und durch winkelstabile Platten fixiert.
Die Beurteilung der Knochenhypertrophie der Fibulatransplantate erfolgte nach De Boer und Wood, zusätzlich wurde das onkologische Ergebnis, die postoperative Extremitätenfunktion und die krankheitsbezogene Lebensqualität mit etablierten Scores wie dem SF-36, MSTS und Toronto Extremity Salvage Score (TESS) ermittelt.
Ergebnisse: Zum Zeitpunkt der letzten Nachuntersuchung (mittleres follow up 22 [2 - 52] Monate) waren 10 Patienten rezidivfrei und ohne Anzeichen von Fernmetastasen. Duplexsonographisch konnte kein Verschluss einer Anastomose festgestellt werden. Die mittlere radiologische Konsolidierungszeit betrug 9,1 [5 - 14] Monate . 6 Patienten erreichten diese primär, 2 Patienten erhielten sekundär eine Spongiosaplastik. Bei 5 Patienten zeigte sich eine mehr als 20-prozentige Hypertrophie, eine Patientin hatte einen negativen Wert.
Bei der letzten Nachuntersuchung ergaben die Funktionsscores Durchschnittswerte von 75% (TESS 105 [82 - 136]) bzw. 51% (Enneking Score 15,2 [8 - 24]). Der mittlere SF-36 betrug 56 [23 - 79]. Komplikationen waren das Implantatversagen (n = 3), der Graftbruch (n = 2) und die temporäre Radialisparese (n = 1).
Schlussfolgerungen: Auch wenn die mittlere Einheilungszeit 9 Monate beträgt, hat sich das gefäßgestielte Fibulatransplantat bei Patienten nach einer Tumorresektion im Rahmen eines multimodalen Therapiekonzeptes als ein valides Verfahren zur knöchernen Defektrekonstruktion erwiesen. Bei o.g. Komplikationsrate besitzt es das Potential auch in einem geschwächten Transplantatlager bei postoperativer Radiochemotherapie knöchern zu konsolidieren und zu einer akzeptablen Extremitätenfunktion zu führen.