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Langzeit-Outcome nach Polytrauma – Welche Rolle spielt das Geschlecht?
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Published: | October 16, 2008 |
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Hypothese: In der akuten Phase nach Polytrauma scheinen Frauen vor der Menopause vor schweren post-traumatischen Inflammationsreaktionen, die häufig in Multiorgandysfunktionssyndrom oder Tod münden, durch Östrogenen oder andere Geschlechtshormone geschützt zu sein. Wir fragen, ob Frauen über eine geringere Mortalität hinaus auch im Langzeitverlauf eine bessere Lebensqualität und ein besseres Rehabilitationsergebnis erlangen als Männer.
Methodik: Wir evaluierten 637 Polytraumapatienten zwischen 3 und 60 Jahren, die von 1973-1990 in unserer Klinik behandelt wurden. Der Nachuntersuchungszeitraum betrug mindestens 10 Jahre (Mittel: 17±5 ) nach dem Unfall. Reha-Ergebnis und Lebensqualität wurden mit dem Hannover Score for Polytrauma Outcome (HASPOC), Short Form 12 (SF-12) und weiteren Parametern erhoben. Die Patienten beantworteten einen standardisierten Fragebogen und wurden von einem Arzt körperlich untersucht. Die Psyche wurde mit der “Impact of event scale (IES)” und dem “Hospital anxiety and depression scale (HADS)” evaluiert.
Ergebnisse: Frauen zeigten häufiger Symptome der Posttraumatischen Stressbelastung (Post Traumatic Stress Disorder, PTSD), die Nutzung psychologischer Behandlung, eine längere Reha-Dauer und verletzungsbedingtes Fehlen am Arbeitsplatz. Ihre Lebensqualität war wenig aber signifikant geringer als die der Männer, obwohl die subjektive Einschätzung der Rehabilitation für beide Geschlechter gleich gut ausfiel (Tabelle 1 [Tab. 1], Tabelle 2 [Tab. 2]).
Schlussfolgerung: Im Langzeitverlauf nach Polytrauma leiden Frauen starker unter den Auswirkungen und Folgen als Männer. Möglicherweise muss die Rehabilitatoinsbehandlung von Frauen an spezifische Bedürfnisse angepasst werden, insbesondere könnte möglicherweise eine intensivere psychologische Begleitung erfolgen.