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Joint German Congress of Orthopaedics and Trauma Surgery

02. - 06.10.2006, Berlin

Outcome der HWS-Beschleunigungsverletzung: Welchen Einfluss hat die Erfahrung des Erstbehandlers?

Meeting Abstract

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  • T. Weinhold - Unfallchirurgie, Klinikum Grosshadern, Muenchen, Germany
  • S. Piltz - Unfallchirurgie, Klinikum Grosshadern, Muenchen, Germany
  • O. Pieske - Unfallchirurgie, Klinikum Grosshadern, Muenchen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie. 70. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 92. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie und 47. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie. Berlin, 02.-06.10.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. DocW.14.1.2-514

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgu2006/06dgu0989.shtml

Published: September 28, 2006

© 2006 Weinhold et al.
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Fragestellung: Die isolierte HWS-Beschleunigungsverletzung (WAD Grad 0-2) ist eine der häufigsten Verletzungen nach einem PKW-Verkehrsunfall. Obwohl das diagnostische sowie therapeutische Vorgehen weitgehend standardisiert ist, variiert das klinische Outcome erheblich. Mittels dieser prospektiven, randomisierten und interdisziplinären Studie sollte der Einfluss der klinischen Erfahrung des Erstbehandlers auf das Outcome dieser Patienten evaluiert werden. Dabei wurde als Hypothese definiert, dass Erstbehandler mit einer geringeren Behandlungserfahrung (BE) ein unterschiedliches Outcome erreichen als erfahrene Erstbehandler.

Methodik: Im Zeitraum von Juli 2002 bis April 2004 wurden 81 Patienten in diese Studie aufgenommen. Die Schwere des PKW-Unfalls wurde mittels der Beschleunigungsveränderung (delta v) durch ein gerichtlich anerkanntes Ingenieurbüro rekonstruiert. Diese Patienten wurden von 36 Ärzten behandelt, die zufällig zum Zeitpunkt der Erstvorstellung Ambulanz-Dienst hatten. Die Studienpatienten wurden anhand der Erstbehandler in Gruppe 1 (< 3 Jahre BE) (n = 35) und in Gruppe 2 (> 3 J. BE) (n = 46) unterteilt. Der Beobachtungszeitraum lag bei 6 Monaten. Hauptzielkriterien waren Schmerz, Arbeitsunfähigkeit und Lebensqualität (SF-36). Darüber hinaus wurden u.a. Schmerzqualitäten, Patientenzufriedenheit und die Erwartungshaltung der Patienten erhoben. Die statistische Auswertung erfolgte computergestützt in Zusammenarbeit mit dem Institut für Biomathematik. EBM-Level Ib.

Ergebnisse: Beide Gruppen zeigten u.a. annähernd gleiche Vorraussetzungen in Bezug auf Unfallhergang und -schwere, soziale Daten sowie die Erwartungshaltung der Patienten an ihre Genesung. Tragedauer der Halskrause, Dauer der Schmerzmitteleinnahme und Arbeitsunfähigkeit sowie Häufigkeit und Verlauf der Schmerzqualitäten zeigten ebenfalls keine wesentlichen Unterschiede in beiden Gruppen. Jedoch fielen die über 4 Wochen dreimal täglich erfassten Schmerzangaben der Patienten der Gruppe 1 um 5% höher aus. Der SF-36 dokumentiere bei Aufnahme vergleichbare Werte der körperlichen sowie psychischen Summenskalen. Allerdings zeigte der SF-36 vier Wochen nach Trauma bei einem unveränderten Verhältnis der körperlichen Werte einen deutlichen Abfall im Bereich der psychischen Summenskala in Gruppe 1 (Vitalität –5,8%, soziale Rollenfunktion –5%, emotionale Rollenfunktion –11,3% und psychisches Wohlbefinden –8,6%). Ein signifikanter Unterschied bestand jedoch nicht.

Schlussfolgerung: Diese Studie konnte erstmalig zeigen, dass sowohl die Dauer der Arbeitsunfähigkeit als auch die Dauer der Schmerzen von Patienten mit einfacher HWS-Beschleunigungsverletzung unabhängig von der Erfahrung des erstbehandelnden Arztes ist. In diesem Sinne konnte oben genannte Hypothese nicht bestätigt werden. Allerdings ist sowohl die Schmerzintensität im Heilungsverlauf geringer ausgeprägt und zudem das psychische Wohlbefinden des HWS-Patienten besser, wenn ein erfahrener Kollege die Erstbehandlung durchführt.