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Infektmanagement infizierter inverser Schulterprothesen – Prothesenerhaltendes Vorgehen versus zweizeitiger Austausch
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Published: | September 28, 2006 |
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Die inverse Schulterprothese weist auf Grund größerer Implantattoträume und schlechterer Weichteilummantlung angeblich eine höhere Infektinzidenz als die konventionelle Schulterendoprothetik auf.
In einer prospektiven Verlaufsbeobachtung seit 1997 wurden bei den an unserer Abteilung bis 12/2005 implantierten inversen Schulterendoprothesen die Infektinzidenz, das Keimspektrum und das Infektmanagement prospektiv erfasst.
Bei 316 für verschiedenste Indikationen implantierten Prothesen konnte in 9 (2,9 %) Fällen eine tiefe Protheseninfektion beobachtet werden. Im Zeitraum von 1997-2003 traten 7 Fälle bei 141 implantierten Prothesen auf, was einer Infektinzidenz von 4,9% entspricht. 2 weitere tiefe Infekte traten bei 175 Prothesen des Implantationszeitraum seit 01/2004 auf (Infektinzidenz 1,1%). Seit 01/04 wird bei allen Schulterprothesen eine intensive multimodale Infektprophylaxe betrieben. In 7 Fällen handelte es sich um Frühinfekte zwischen 1 und 3 Monaten postoperativ. 2 Fälle waren Spätinfekte später als 1 Jahr postop. Bei allen Frühinfekten wurde versucht durch Lavageprogramme, Austausch der nicht knochenverbundenen modularen Prothesenkomponenten, Einlage von Antibiotikaträgern und testgerechte hochdosierte Antibiose den kompletten Prothesenausbau zu vermeiden. Lediglich in einem Fall führte dieses Vorgehen zur Infektsanierung. In 6 Fällen musste wegen rezidivierender oder persistierender Infektsituation trotz mindest 3-maligen implantaterhaltendem operativem Vorgehen schlussendlich ein zweizeitiger Prothesenwechsel vorgenommen werden. Interimsmäßig wurde eine antibiotikahaltige PMMA-Spacerprothese implantiert. Bei den Spätinfekten wurde das zweizeitige Vorgehen regelhaft angewandt.
In 8 Fällen konnte der tiefe Infekt ausgeheilt werden. Die Pat. sind nach Wiedereinbau mindestens 1 Jahr infektfrei. In einem Fall kam es trotz konsequenter Durchführung eines programmierten Lavageprogramms und Einbau einer Spacerprothese nach Wiedereinbau der inversen Prothese erneut zum tiefen Infekt, der schlußendlich zur Sine-sine-Situation führte. Als Erreger konnten Staph. aureus (3), Staph. epidermidis (3), Propionibact. acnes (1), Pseudomonas (1), Enterobacter (1), Klebsiella (1) nachgewiesen werden. Bei einem Pat. konnte trotz eindeutigem klinischen Infekt kein Erregernachweis geführt werden.
Bei Anwendung einer intensiven multimodalen Infektprophylaxe und Berücksichtigung spezifischer Risikoprofile bei z.B. mehrfach voroperierter Patienten liegt die Infektinzidenz bei der inversen Prothese nicht höher als bei der konventionellen Schulterendoprothetik. Ein prothesenerhaltendes Vorgehen scheint auf Grund der großen Totraumvolumina im Bereich der Epiphysenkomponente und der Glenosphäre und der schlechten Weichteilummantlung dieser Prothesenanteile als nicht erfolgversprechend. Vielmehr ist bei Infektnachweis das rasche und entschlossene zweizeitige Vorgehen mit interimsmäßigen Einbau einer antibiotikahaltigen Spacerprothese zu empfehlen.