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Aktivitätsmonitoring und Ulkusrisiko bei diabetischer Polyneuropathie
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Published: | September 28, 2006 |
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Fragestellung: Von den zahlreiche Faktoren, die das Rezidivrisiko von Fußulzerationen bei Diabetikern beeinflussen, sind die effektive Nutzung von schützendem Schuhwerk und der plantare Fußdruck hervorzuheben. Körperliche Aktivität beinhaltet sowohl die Effekte von Schuhwerk, als auch von plantarem Fußdruck. Über die Korrelation von körperlicher Aktivität und dem Ulzerationsrisiko bestehen divergierende Auffassungen.
Methodik: Wir führten eine kombinierte Langzeitmessung von plantarem Fußdruck und einfachen kinematischen Parametern im häuslichen Umfeld der Patienten oder während der Arbeit durch. Ziel der Studie als Teil eines von EUREGIO (InterReg III) geförderten Projektes war die Identifikation von Unterschieden im Aktivitätsmuster und im plantarem Fußdruck bei Patienten mit diabetischer Polyneuropathie ohne Ulkus (DN) einerseits und bei Patienten mit abgeheiltem neuropathischen Fußulkus (FU) andererseits. Mit Hilfe des vom Berufsgenossenschaftlichen Instituts für Arbeitssicherheit (BGIA) entwickelten Messgerätes CUELA registrierten wir kontinuierlich die Bewegungen von Hüft- und Kniegelenken in der Sagittalebene sowie die plantaren Schuhinnendrücke über einen Zeitraum von rund 6,5 Stunden. Die klinische Untersuchung mit Schwerpunkt auf der neurologischen Testung folgte den Empfehlungen des “International Consensus on the Management and the Prevention of the Diabetic Foot”.
Ergebnisse: Die Unterschiede zwischen den Gruppen DN mit 8 Patienten und FU mit 6 Patienten waren gering hinsichtlich Ausmaß der Neuropathie, Alter, Body-Mass-Index, Geschlechtszusammensetzung und Anteil von Charcot-Füßen. Die prozentuale Verteilung von Gehen:Stehen:Sitzen betrug 13,1:40,5:46,4 für DN und 13,7:49,2:37,1 für FU. Pro Stunde legten die Patienten in DN im Mittel 376,15 m mit einer Schrittzahl von 648,92 zurück, die in FU 322,63 m mit einer Schrittzahl von 622,37. Der mittlere kumulative Fußdruck pro Stunde belief sich auf 89179 und 89333 N/cm2*s für den linken und rechten Fuß bei DN. In der Gruppe FU fanden sich 92009 und 121345 N/cm2*s für den linken und rechten Fuß. In der Gruppe FU jedoch fanden sich links niedrigere Belastungswerte, wenn dort das Ulkus zu finden gewesen war. Die Links-Rechts-Asymmetrie war hauptsächlich auf das Stehen zurückzuführen, während sich beim Gehen annähernd gleiche kumulative Druckwerte fanden.
Schlussfolgerung: Unsere Untersuchungen können die bisher in Studien gewonnene Auffassung, dass Patienten mit einem Fußulkus in der Anamnese eine geringere Aktivität aufweisen, nicht untermauern. Auch der kumulierte plantare Druck war nicht geringer bei FU als bei DN. Der Beitrag des Stehens zum kumulierten Fußdruck ist nicht unerheblich und wurde in den bisherigen Modellrechnungen nicht erfasst. Unsere biomechanischen Daten lassen die Erkennung eines ungefährlichen Aktivitätsmusters im Hinblick auf die Ulkusentstehung nicht zu.