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Joint German Congress of Orthopaedics and Trauma Surgery

02. - 06.10.2006, Berlin

Wirksamkeitsprüfung und Freisetzung von Octenidin aus PMMA mit Adhäsionsprüfung von Staph. aureus und Pseudomonas aeruginosa an Knochenzement

Meeting Abstract

  • M. Bischoff - Unfallchirurgie, Universitätsklinik Ulm, Ulm, Germany
  • S. Weckbach - Unfallchirurgie, Universitätsklinik Ulm, Ulm, Germany
  • H. Braunwarth - S&M Hospital, Schülke&Mayr, Norderstedt, Germany
  • A. Beck - Unfallchirurgie, Universitätsklinik Ulm, Ulm, Germany
  • H. von Baum - Hygiene und Mikrobiologie, Universitätsklinik Ulm, Ulm, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie. 70. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 92. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie und 47. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie. Berlin, 02.-06.10.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. DocW.6.1-337

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgu2006/06dgu0831.shtml

Published: September 28, 2006

© 2006 Bischoff et al.
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Fragestellung: Die Wirksamkeit verschiedener antimikrobiell Substanzen zu PMMA ist in vivo und in vitro Studien deutlich belegt. Die Verwendung eines Antiseptikums in Verbindung mit dem Knochenzement stellt einen neuen Ansatz für die Bekämpfung einer Infektion einer Endoprothese dar.

Hat die Zugabe von Octenidin zu Knochenzement eine antibakterielle Wirkung auf häufige Verursacher von Endoprotheseninfektionen? Hat das freigesetzte Octenidin einen Einfluss auf das Adhäsionsverhalten von Staph. Aureus und Pseudomonas aeruginosa?

Methodik: Palacos(R) Pulver wurde mit verschiedenen Konzentrationen (4 – 8%) von Octenidin versetzt. Anschließend wurden standardisiert Knochenzement-Plättchen der Größe 10x5 mm hergestellt. In einem Bio-Assay wurde in 6 Versuchsreihen der Effekt verschiedener Konzentrationen Octenidin-haltiger Palacos® - Plättchen auf standardisierte Bakteriensuspensionen der Erreger Staphylococcus aureus (ATCC 29213) und Pseudomonas aeruginosa (ATCC 27853) geprüft. Zudem wurde die quantitative Ausschwemmung des Wirkstoffs mittels HPLC ermittelt. Für die Adhäsionsuntersuchungen wurden flache PMMA-Plättchen mit 8% Octenidin verwendet. Die Untersuchung erfolgte durch fluoreszenzmikroskopische Auswertung.

Ergebnisse: Bereits eine Octenidin-Konzentration von 5% zeigte eine Reduktion von Staph. aureus um 5 Log-Stufen. Bei Pseudomonas zeigte die 8%-ige Konzentration eine Reduktion um maximal 3 Log-Stufen. Die HPLC zeigte, dass die Abgabe des Wirkstoffs Octenidin in den ersten 24 Stunden am höchsten ist. Allerdings wurde auch nach einer Einlagezeit von 3 Wochen noch eine Wirkstoffabgabe nachgewiesen. Im Adhäsionsversuch zeigte sich, dass ohne Zusatz des Octenidin ein vitaler Biofilm aus Staph. aureus gefunden wurde, wohingegen bei Zusatz von 8% Octenidin keine vitalen adhärenten Keime gefunden werden konnten. Ähnliche Ergebnisse konnten bei der Adhäsionsprüfung von Pseudomonas aeruginosa gefunden werden, hier nahm mit Steigerung der Konzentration des Antiseptikums die Anzahl der reproduktionsfähigen Keime ab.

Schlussfolgerung: Octenidin wird in wirksamen Konzentrationen aus PMMA freigesetzt. Die Wirksamkeit auf Staph. aureus ist eindrücklich und konnte beim Adhäsionsversuch bestätigt werden. Auch die Biofilmbildung von Pseudomonas aeruginosa wird stark reduziert. Diese Ergebnisse bilden die Grundlage für weiterführende Studien zur Erfassung der klinischen Wirksamkeit in vivo. Sollte sich die gute Gewebeverträglichkeit auch im Knochen bestätigen, steht in Zukunft ein antiseptisch wirkender Knochenzement zur Verfügung, der keine wesentlichen bakteriellen Resistenzen aufweist und gerade bei multiresistenten Keimen zum Einsatz kommen kann.