Article
Osteosynthese proximaler Humerusfrakturen mit der winkelstabilen PHILOS-Platte – klinische und radiologische Ergebnisse
Search Medline for
Authors
Published: | September 28, 2006 |
---|
Outline
Text
Fragestellung: Die Behandlung dislozierter 2- bis 4-Fragmentfrakturen des proximalen Humerus wird kontrovers diskutiert. Die PHILOS-Plattenosteosynthese soll aufgrund ihrer Winkelstabilität eine stablile Frakturretention gewährleisten. In unserer Studie wurden klinische und radiologische Ergebnisse nach PHILOS-Plattenosteosynthese erhoben. Auch höhergradige Frakturen und ältere Patienten wurden in die Studie eingeschlossen. Nach Plattenosteosynthetischer Versorgung wurde im Vergleich zu minimalosteosynthetischen Verfahren ein erhöhtes Kopfnekroserisiko beschrieben [Kuner 1987, Lill 1997]. Es stellt sich die Frage, ob durch die Anwendung indirekter Repositionstechniken in Verbindung mit einem geringerem Anpressdruck der winkelstabilen Platte der Anteil avaskulärer Nekrosen reduziert werden kann.
Methodik: Es wurde eine retrospektive Studie durchgeführt. Zwischen April 2002 und August 2004 wurden 46 Patienten mit proximalen Humerusfrakturen mit einer PHILOS-Platte versorgt. 30 Patienten konnten nach durchschnittlich 16,4 Monaten nachuntersucht werden. Die klinische Auswertung erfolgte anhand des Constant-, des alters- und geschlechtskorrigierten Constant-sowie anhand des UCLA-Scores. Die präoperativ, im Verlauf und zum Zeitpunkt der Abschlußuntersuchung angefertigten Röntgenaufnahmen in 2 Ebenen wurden hinssichtlich der Frakturklassifikationen nach Neer, AO, der Fragmentanzahl und dem Vorliegen von Komplikationen betrachtet.
Ergebnisse: Das Durchschnittsalter lag bei 59 Jahren. 2 Patienten hatten eine 2-Fragment-, 16 eine 3-Fragment- und 12 eine 4-Fragmentfraktur erlitten. Der Constant-Score lag durchschnittlich bei 70 Punkten, der korrigierte Constant-Score bei 81 Punkten und der UCLA-Score bei 29 Punkten. Damit konnten je nach Klassifikation in 76,7%, bzw. 66,7% gute bis exzellente Ergebnisse erreicht werden. 86,7% der Patienten hatten keine oder kaum Schmerzen. Bei 86,7% waren eine aktive Abduktion und Flexion über 90° schmerzfrei möglich. Bei den über 65-Jährigen konnten je nach Score in 58,3- 75% gute bis exzellente Ergebnisse erzielt werden. Auch bei höhergradigen Frakturen (4-Fragmentfrakturen, Luxationsfrakturen) wurden in der Mehrzahl der Fälle gute bis exzellente Ergebnisse erreicht. An Komplikationen wurden 4 partielle avaskuläre Nekrosen, 3 Schraubenperforationen, 1 verzögerte Heilung, 1 Fehlverheilung und 1 Implantatausbruch beobachtet.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse der Scores sowie der Anteil guter bis exzellenter Resultate liegen im Vergleich mit anderen Verfahren im oberen Bereich [Hessmann 1999, Kuner 1987, Mathews 2004]. Wir fanden eine vergleichsweise niedrige Inzidenz avaskulärer Nekrosen (13,3%) [Kuner 1987, Neer 1970, Sturzenegger 1982]. Die PHILOS-Plattenosteosynthese stellt ein geeignetes Verfahren zur stabilen Versorgung 2- bis 4-Fragmentfrakturen dar, welches eine frühfunktionelle Nachbehandlung erlaubt und in ausgewählten Fällen als Alternative zum endoprothetischen Ersatz gesehen werden kann.