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Die inverse Prothese: Einsatz bei der Behandlung von Humeruskopffrakturen mit Rotatorenmanschetteninsuffizienzen
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Published: | September 28, 2006 |
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Fragestellung: Zur Versorgung einer proximalen Humeruskopffraktur kann primär die Implantation einer Endoprothese indiziert sein oder aber sekundär nach Versagen der initialen Therapie notwendig werden. Vorraussetzung für eine gute postoperative Funktion nach Implantation einer Frakturprothese ist allerdings eine funktionstüchtige Rotatorenmanschette (RM). Bei dem schwierigen Fall einer Humeruskopffraktur mit gleichzeitiger RM-Insuffizienz kann die inverse Prothese, bei der die Funktion der RM durch eine Verlagerung des Humeruskopf-Drehzentrums teilweise durch den M. deltoideus ersetzt wird, eine gute alternative Behandlungsform darstellen. Ziel unserer Studie war es nun, die Rolle der inversen Prothese bei dieser Indikation zu untersuchen.
Methoden: Von 01/2003 bis 06/2005 wurden an unserer Klinik 12 Patienten (Alter Ø73 Jahre, Range 67-79; w=11 m=1) aufgrund direkter oder indirekter Folgen nach Humeruskopffraktur mit begleitender RM-Insuffizienz mit einer inversen Prothese (Delta, DePuy) behandelt. Bei 4 Patienten wurde die Verletzung direkt mit einer inversen Prothese versorgt und bei 8 wurde diese erst sekundär nach Versagen der initialen Therapie (Osteosynthese, Frakturprothese, konservativ) implantiert. Von diesen 12 Patienten haben bisher 9 ein mindest Follow up von über ½ Jahr erreicht (Follow up 21 Monate). Ausgewertet wurden Constant Score (alters- und geschlechtskorrigert) und Röntgenbilder.
Ergebnisse: Der korrigierte Constant Score betrug 65%±24. Aktive Beweglichkeit war wie folgt: Flexion 91°±29°, Abduktion 86°±36°, Außenrotation 8°±11°, Innenrotation etwas höher als zum Gesäß. Im Alltag sind 5/9 Patienten schmerzfrei, 2 berichten über geringe und 2 über mäßige Schmerzen. Bei dem letzten Patienten finden sich radiologisch Lockerungszeichen bei „low-grade“ Infekt bei z.n. multiplen vor OPs. Alle anderen Prothesen zeigen im Röntgen keine Lockerungszeichen.
Schlussfolgerungen: Entwickelt wurde die inverse Prothese zur Behandlung der RM-Arthropathie. Die inverse Prothese hat allerdings auch ihren Stellenwert bei der Versorgung von Humeruskopffrakturen mit begleitenden RM-Insuffizienzen. Dabei zeigten sich gerade nach fehlgeschlagenen Therapien akzeptable Ergebnisse mit einer hohen Patientenzufriedenheit. Aufgrund fehlender Langzeitergebnisse sollte die Indikation individuell kritisch gesehen werden, nach Abwägung anderer Alternativen.