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Freie Zementreste nach minimalinvasiv implantierter unikondylärer Schlittenprothese – ein unterschätztes Problem
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Published: | September 28, 2006 |
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Die minimalinvasive Implantation von unikondylären Knieprothesen führt nach eigenen Studien zu signifikant verbesserten funktionellen Ergebnissen, sowohl in der postoperativen Phase als auch im mittelfristigen Verlauf. Der geringere intraoperative Überblick führt nicht zu einer schlechteren Implantatpositionierung im Vergleich zum konventionellen Verfahren, jedoch sind vor allem die dorsalen Bereiche des Tibiaplateaus und der Femurkomponente bei minimalinvasivem Vorgehen schlecht einzusehen, was die vollständige Entfernung von überschüssigem Zement schwierig macht. Bekanntermassen können freie Zementstücke zur Zerstörung der Prothesenkomponenten führen. Aus Angst vor freien Zementstücken besteht daher die Versuchung, sparsam zu zementieren, was sich aber negativ auf die Standzeit auswirkt.
Fragestellung: Wie häufig treten freie Zementreste nach minimalinvasiver Implantationstechnik bei unikondylären Schlittenprothesen auf? Welche Konsequenzen ergeben sich?
Methode: 120 bei uns im Hause zwischen 10/98 und 10/05 minimalinvasiv implantierte unikondyläre Schlittenprothesen wurden durch drei unabhängige Untersucher anhand der postoperativen Röntgenbilder auf freie Zementreste und überschüssigen Zement retrospektiv evaluiert.
Ergebnisse: Bei 23 von 120 (19 %) wurden radiologisch freie Zementreste nachgewiesen. Bei weiteren 2 (1,7%) konnte überschüssiger, festsitzender Zement im Bereich des Tibiaplateaus festgestellt werden. Von den 120 Patienten musste bei 2 (1,7%) aufgrund der Zementreste eine Revision durchgeführt werden. Im ersten Fall konnten bereits auf den postoperativen Bildern freie Zementstücke nachgewiesen werden, hier wurde sofort eine arthroskopische Revision mit Entfernung des Zementes durchgeführt. Im zweiten Fall löste sich überschüssiger festsitzender Zement 1 ½ Jahre postoperativ zu freien Zementkörpern, hier musste bei der Entfernung der Zementreste das bereits beschädigte Inlay gewechselt werden. Hinzu kamen noch 2 auswärts voroperierte Patienten mit freien Zementresten, welche bei uns revidiert wurden. Im ersten Fall wurde bei hochgradigem Inlayverschleiss durch flottierende Zementreste zwei Jahre post implantationem das Inlay gewechselt, im anderem Fall musste bei aufgebrauchtem Inlay und verschlissener Tibiakomponente auf einen Doppelschlitten gewechselt werden.
Schlussfolgerung: Trotz sehr guter Langzeitergebnisse bei modernen unikondylären Schlittenprothesen darf bei minimalinvasiver Implantation das Risiko von freiem oder überschüssigem Zement und seinen Folgen nicht unterschätzt werden. Es sollte eine ausreichende Zementierung, aber mit sorgfältiger Entfernung von überschüssigem Zement, durchgeführt werden. Radiologisch entdeckte freie Zementstücke sollten sofort, vor Beschädigung der Implantatkomponenten, ggf. arthroskopisch, entfernt werden. Das Risiko der Umwandlung von überschüssigem festsitzenden Zement in freie Zementstücke kann nur durch die Entwicklung eines zementfreien Implantates gelöst werden.