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Auswirkungen einer periprothetischen Infektion in der Tumororthopädie auf den Extremitätenerhalt
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Published: | September 28, 2006 |
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Fragestellung: Die periprothetische Infektion stellt weiterhin eine häufige und gravierende Komplikation in der Tumororthopädie dar. Häufig muss nach mehrfachen Revisionsoperationen letzlich eine sekundäre Amputation durchgeführt werden. Diese retrospektive Studie hat zum Ziel, die unterschiedlichen Therapieregimes und Auswirkungen einer solchen Komplikation zu untersuchen. Insbesondere werden Risikofaktoren ermittelt, die gehäuft zu einer sekundären Amputation führen.
Methodik: Bei 30 Patienten mit einem malignen Knochen- oder Weichteiltumor, welche zwischen 1992 und 2002 mit einer Tumorendoprothese versorgt wurden, ereignete sich eine tiefe Tumorprotheseninfektion (11 distales Femur, 10 proximales Femur, 6 proximale Tibia, 1 totales Femur, 1 proximaler Humerus, 1 Femurdiaphysenspacer). Das durchschnittliche Follow-up seit der Primäroperation betrug 42 Monate (3-125). In dieser Studie wurden die verschiedenen Therapiemodalitäten, Zahl der Revisionsoperationen und Dauer der Krankenhausaufenthalte retrospektiv untersucht. Eine Kaplan-Meier Analyse ermittelte den Extremitätenerhalt nach Diagnose der Infektion. Mittels Chi-Quadrat Test wurden mögliche Riskofaktoren (Zeitpunkt der Infektion, Chemo- Strahlentherapie, Weichteilverhältnisse, mono- polymikrobielle Infektionen) für einen fehlgeschlagenen Extremitätenerhalt ermittelt.
Ergebnisse: Ein Extremitätenerhalt nach Protheseninfektion konnte bei 19 Patienten (63%) erreicht werden. Eine Prothesenreimplantation war bei 14 Patienten erfolgreich und misslang bei einem Patienten. Bei 11 Patienten konnte kein Extremitätenerhalt erzielt werden. Eine Amputation erfolgte bei 6 Patienten, eine Umkehrplastik bei 4 und eine Stumpfaufbauplastik bei 1 Patienten. Schlechte Weichteilverhältnisse waren ein signifikanter (p<0.05) Riskofaktor für ein sekundär ablatives Vorgehen. Bei keinem chemotherapierten Patienten mit schlechten Weichteilverhältnissen konnte letztlich die Extremität erhalten werden. Die Infektion eines proximalen Tibiaersatzes führte in 67% der Fälle zur Amputation, gefolgt vom proximalen Femurersatz in 33% der Fälle. Patienten mit Radiotherapie erhielten in 55% der Fälle eine Amputation. Pro Patient waren durchschnittlich 2.6 (0-8) Operationen erforderlich, der durchschnittliche Krankenhausaufenthalt betrug 68 Tage (11-189).
Schlussfolgerung: Die Therapie einer Tumorendoprotheseninfektion ist langwierig und mit einer hohen Rate an sekundären Amputationen assoziiert. Hauptriskofaktor für ein sekundär ablatives Vorgehen sind schlechte Weichteilverhältnisse, die gehäuft beim proximalen Tibiaersatz vorzufinden sind. In diesen Fällen muss mit den Patienten kritisch diskutiert werden, eine frühzeitige Amputation durchführen zu lassen. Eine Umkehrplastik kann hierbei eine funktionell wertvollere Alternative zur Amputation bei infizierten Prothesen des proximalen und distalen Femur darstellen.