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Joint German Congress of Orthopaedics and Trauma Surgery

02. - 06.10.2006, Berlin

Die operative Versorgung pertrochantärer Oberschenkelfrakturen– eine Operation der Nacht?

Meeting Abstract

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  • E. Spree - Klinik für Chirurgie Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Vivantes Klinikum Im Friedrichshain, Berlin, Germany
  • V. Otto - Klinik für Chirurgie Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Vivantes Klinikum Im Friedrichshain, Berlin, Germany
  • W. Zenker - Klinik für Chirurgie Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Vivantes Klinikum Im Friedrichshain, Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie. 70. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 92. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie und 47. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie. Berlin, 02.-06.10.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. DocW.2.2-1018

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgu2006/06dgu0416.shtml

Published: September 28, 2006

© 2006 Spree et al.
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Fragestellung: Seit Veröffentlichung der Confidential Inquiry into Perioperative Deaths ( CEPOD ) im Jahre 1987 wurden allgemein Bestrebungen angestellt, die Anzahl der nächtlich durchzuführenden Operationen zu reduzieren. Die gefühlte und erlebte Wirklichkeit im Krankenhaus zeugt von einem gegenläufigen Trend mit zunehmender Intensivierung der personellen und räumlichen Ressourcen und Verlagerung von Notfalloperationen in die Nacht.

Diese Arbeit will anhand der Versorgung pertrochantärer Femurfrakturen mögliche Auswirkungen der zunehmend nächtlich durchgeführten Operationen auf das medizinische Ergebnis in einem Unfallschwerpunktkrankenhaus untersuchen.

Methodik: Im Rahmen der internen Qualitätssicherung zur Tracerdiagnose „ Pertrochantäre Oberschenkelfraktur“ wurden retrospektiv insgesamt 309 Patienten erfasst, die in den Zeiträumen 1998/1999 und 2004/2005 an unserer Klinik aufgrund dieser Diagnose operativ versorgt wurden, wobei als Untersuchungsparameter 16 Items erfasst wurden.

Bei der Erfassung des OP- Zeitpunktes wurden die Patienten in eine Tag- und Nachtgruppe eingeteilt. Bei der statistischen Auswertung wurden quantitative Variablen mittels des Mann-Whitney-U-Tests geprüft. Der Zusammenhang von zwei qualitativen Größen wurde mit dem Χ2-Test untersucht.

Ergebnisse: Bei annähernd gleich bleibender Fallzahl wurden 1998 26%, 1999 29 % der Patienten nach 22 Uhr operiert, im Jahr 2004 36 % und 2005 44 %. 1998/99 konnten 86% der Patienten innerhalb von 24 Stunden operativ versorgt werden, 2004 90%, während dies im Jahr 2005 bei 81% der Patienten der Fall war. Unterschiede existierten zwischen Tag- und Nachtgruppe hinsichtlich kürzerer präoperativer Verweildauer für die Nachtgruppe bei nachlassendem Trend 2005. Keine Unterschiede ergaben die Vergleiche zwischen Tag- und Nachtgruppe hinsichtlich der OP-Dauer, der Komplikationsrate und Letalität. Insgesamt wurde wurde eine signifikante Senkung der Komplikationsrate von 7 % 1998/1999 auf 3 % im Jahre 2004/2005 beobachtet.

Schlussfolgerung: Der richtige OP-Zeitpunkt bei hüftnahen Frakturen ist hinsichtlich der Mortalitätsrate nie unumstritten, jedoch herrscht im deutschsprachigen Raum der Konsens, dass die Patienten innerhalb von 24 Stunden operiert werden sollten. Die Ergebnisse zeigen, dass bei einer ausreichend qualifizierten und erfahrenen Facharzt- Besetzung die zunehmend von extern forcierter Ressourcenintensivierung medizinisch scheinbar noch kompensiert wird. Erfahrungen mit komplexen Systemen zeigen, dass nicht immer in Proportionalitäten gedacht werden kann . Bei Veränderung mehrerer Parameter und Erreichen von Grenzbereichen spielen Nichtlinearitäten eine entscheidende Rolle.

Bei epidemiologisch voraussehbarem Anstieg von Patienten mit proximalen Femurfrakturen, angesagter weiterer personeller und räumlicher Rationierung und geforderter medizinischer Qualität sollte die adäquate Schaffung von entsprechendenden Rahmenbedingungen erfolgen.