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Joint German Congress of Orthopaedics and Trauma Surgery

02. - 06.10.2006, Berlin

Frühzeitiger Einsatz der Extrakorporalen Membranoxygenierung (Fast-Entry-ECMO) beim polytraumatisierten Patienten mit schwerem Lungenparenchymschaden: Eine neue Indikation für ein altes Problem

Meeting Abstract

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  • R. Sobottke - Chirurgische Klinik, BG- und Unikliniken Bergmannsheil, Bochum, Germany
  • G. Muhr - Chirurgische Klinik, BG- und Unikliniken Bergmannsheil, Bochum, Germany
  • M. Wick - Chirurgische Klinik, BG- und Unikliniken Bergmannsheil, Bochum, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie. 70. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 92. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie und 47. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie. Berlin, 02.-06.10.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. DocP.2.10-703

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgu2006/06dgu0374.shtml

Published: September 28, 2006

© 2006 Sobottke et al.
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Fragestellung: In der Therapie des Lungenversagens ist die ECMO mittlerweile akzeptierter Standard.Diskutiert wird aktuell ein frühzeitiger Einsatz der ECMO zur Behandlung der respiratorischen Insuffizienz im Rahmen einer Polytraumatisierung mit schwerer Lungenkontusion.

Methodik: Anhand von 2 Fallbeispielen wird der positive Effekt des Früheinsatzes der ECMO beschrieben.

1.: Ein 23-jähriger durch Verkehrsunfall polytraumatisierter Patient (ISS 34) zog sich ein schweres, stumpfes Thoraxtrauma mit Lungenkontusionen beidseits, Hämatopneumothorax rechts, Frakturen des 1. Lendenwirbels,des Beckens,der Skapula, des Femurs, eine AC-Luxation und eine °III offene Fraktur eines Unterschenkels zu. Am Unfalltag wurden die Femur- und Unterschenkelfraktur stabilisiert. 20 Stunden nach Trauma wurde mit der Oxygenierung durch eine venovenöse ECMO begonnen.

2.: Durch einen Sprung aus dem 7.Stock zog sich eine 15-jährige,polytraumatisierte Patientin (ISS 57) beidseitige schwere Lungenkontusionen mit Hämatothoraces, ein Lebereinriss, Frakturen des Beckens, des Jochbeins, des Felsenbeins, beider Unterarme, eine °III offen, und eine Halsmark-Kontusion zu. 18 Stunden nach Unfall wurde mit der Oxygenierung durch eine venovenöse ECMO begonnen.

Ergebnisse: Im 1. Fall wurde die ECMO nach 6 Tagen gestoppt.Der Patient wurde am 18. Tag auf die Normalstation verlegt. Nach definitiver operativer Versorgung war die Entlassung am 39. Tag in die AHB möglich. Im 2. Fall wurde die ECMO am 5.Tag gestoppt. Am 30.Tag wurde dekanüliert. Nach 64 Tagen wurde die Patientin in die ambulante Weiterbehandlung entlassen.

Trotz schwerer Lungenkontusionen, Gerinnungsentgleisung und Massentransfusion und obwohl die Frakturen in beiden Fällen und die Leberruptur im 2. Fall am Unfalltag versorgt werden mussten,boten die Patienten weder Zeichen einer Sepsis noch kam es zu einem Nieren- oder Leberversagen,was auch das Ergebnis einer guten Oxygenierung mit Verbesserung anderer Organfunktionen sein kann.

Schlussfolgerung: Die Hauptindikation zur Anwendung der ECMO beim Erwachsenen liegt bislang in der Therapie des ARDS. Die ECMO wird in der Regel jedoch erst eingesetzt,wenn die Möglichkeiten der maschinellen Beatmung zur suffizienten Oxygenierung ausgereizt sind.Die Beatmung mit hohen Beatmungsdrücken, großen Tidalvolumina in Verbindung mit zu hohem oder zu niedrigem PEEP kann durch Auftreten von Scherkräften bereits traumatisiertes Lungengewebe weiter schädigen. Die ECMO ermöglicht eine adäquate Oxygenierung des Körpers,während sich die traumatisierte Lunge erholen kann. In unseren Fällen waren radiologisch schon wenige Tage nach Anwendung der ECMO eine Verbesserung sichtbar. Die Fallbeschreibungen zeigen,dass die ECMO bei polytraumatisierten Patienten mit schwerem Thoraxtrauma eine rasche Erholung der Lunge ermöglicht. Unter Berücksichtigung der zu erwartenden Beatmungsproblematik sollte daher die Indikation zum Einsatz der ECMO frühzeitig gestellt werden.