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Joint German Congress of Orthopaedics and Trauma Surgery

02. - 06.10.2006, Berlin

Langsam wachsendes Melanom der Meninge mit Paraplegie durch Antikoagulation: Ein lehrreicher Fall

Meeting Abstract

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  • U. Muzzulini - Klinik für Orthopädie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle, Germany
  • A. Held - Klinik für Orthopädie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle, Germany
  • W. Hein - Klinik für Orthopädie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle, Germany
  • A. Zeh - Klinik für Orthopädie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie. 70. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 92. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie und 47. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie. Berlin, 02.-06.10.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. DocP.2.8-1724

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgu2006/06dgu0366.shtml

Published: September 28, 2006

© 2006 Muzzulini et al.
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Fragestellung: Anhand eines Fallberichtes über ein langsam wachsendes Melanom der Meningen mit blutungs- bedingtem neurologischem Defizit wird die frage der Antikoagulation bei spinaler Anomalie unter Berücksichtigung der aktuellen Literatur diskutiert.

Methodik und Resultate: Ein 65jähriger Patient wurde aufgrund einer akuten Lumboischialgie rechts mit sensomotorischen L5 Syndrom stationär aufgenommen. Anamnestisch bestand eine ähnliche Episode vor 4 Jahren, in deren Zusammenhang im MRT ein ausgedehnter Tumor der LWS festgestellt wurde. Wenige Monate vor der aktuellen Episode wurde Aufgrund eines Vorhofflimmerns eine Falithrom Therapie begonnen. Der INR lag bei Aufnahme lag bei 4.2. Es wurde ein Vitamin K Analogon verabreicht. Das MRT zeigte einen gegenüber der Voraufnahme unveränderten, aufgrund seiner Ausdehnung und Lagebeziehung zu den nervalen Strukturen inoperablen Tumors. Trotz erfolgreicher Normalisierung der Blutgerinnung entwickelte sich im Verlauf von 24 Stunden ein inkomplettes Querschnittsyndrom mit Verlust der Blasen- und Mastdarmkontrolle. Trotz des hohen Risikos entschloss sich der Patient nach 7 Tagen für den Versuch einer chirurgischen Dekompression. Intraoperativ ließen sich makroskopisch keine Cauda Equina Fasern nachweisen. Das histologische Präparat erbrachte den Nachweis eines von den Meningen ausgehenden Melanoms. Im Rahmen einer neurologischen Anschlussheilbehandlung war der inkomplette Querschnitt fast vollständig rückläufig, so dass der Patient mit partieller Blasen- Mastdarmkontrolle an Unterarmgehstützen entlassen werden konnte.

Schlussfolgerung: Die Frage des Zeitpunktes der Dekompression bei Schädigungen der Cauda Equina ist ein kontrovers diskutiertes Thema. In dem hier beschriebenen Fall hat eine um 7 Tage verzögerte Dekompression noch zu einer deutlichen Verbesserung eines bestehenden inkompletten Querschnitts geführt.

Von den Meningen ausgehende Melanome sind in der Literatur nur selten beschrieben. Der hier präsentierte Fall ist einmalig in der Art, dass er in 4 Jahren keine lokale oder metastatische Progredienz zeigt.

Blutungskomplikationen sind das größte Risiko antikoagulierter Patienten. Dieses Risiko ist für intrakranielle Blutungen vielfach beschrieben und seine Risikofaktoren benannt. Intraspinale Blutungen sind nur in Einzelfällen beschrieben, führen aber zu ähnlich verheerenden Folgen. Spinale Pathologien müssen als mögliche Kontraindikation einer Antikoagulation genannt werden. Es ist Aufgabe des Orthopäden den Patienten hierauf aufmerksam zu machen.