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Systemische Complementaktivierung am Unfallort bei polytraumatisierten Patienten
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Published: | September 28, 2006 |
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Fragestellung: Mehrere Studien an traumatisierten Patienten beschreiben komplexe inflammatorische Reaktionen in der frühen klinischen Phase. Nur wenige Studien gibt es jedoch über die Initiierung der Entzündungsreaktion unmittelbar nach Trauma. Bis heute ist jedoch die Rolle der Complementkaskade als Hauptpfeiler des angeborenen Immunsystems in der frühen posttraumatischen Pathogenese nahezu unbekannt und bedarf dringender Erforschung.
Methodik: Daher wurden über einen Zeitraum von 28 Monaten 40 polytraumatisierte Patienten (GCS 8±1, ISS 35±3, Alter 32±2 a) prospektiv bereits an der Unfallstelle (im Einzugsgebiet des SAR 75 in Ulm) sowie im Schockraum und 4, 12, 24, 120 h posttraumtisch erfasst. Das Serum der Patienten wurde einer Complementfunktionsanalyse (CH50) zugeführt. Weiterhin wurde ein Complementstatus (C3a, C5a, Membran-attackierender Complex [MAC]) erhoben und die chemotaktische Aktivität der Seren bestimmt. Um Verdünnungseffekte durch Infusionslösungen auszuschließen wurden die Messwerte auf den jeweiligen Proteingehalt der Seren bezogen. Die statistische Analyse erfolgte mittels eines Mann-Whitney-Rangsummentest.
Ergebnisse: Bereits am Unfallort (26±1 min posttraumatisch) kam es zu einer signifikanten Erhöhung der Complementaktivierungsprodukte C3a, C5a und MAC. Dabei zeigte C3a und MAC höchste Werte zum Zeitpunkt der Schockraumaufnahme während für C5a am Unfallort höchste Konzentrationen gemessen wurden. Die chemotaktische Aktivität der Traumaseren war ebenfalls innerhalb der ersten 4 h deutlich erhöht und fiel anschließend nahezu auf Kontrollwerte gesunder Freiwilliger. Die Complementfunktion, gemessen durch die Complement-hämolytische Serumaktivität (CH50), war bereits am Unfallort deutlich vermindert und zeigte einen nahezu kompletten Verbrauch der Complementfaktoren im Schockraum, der bis 24 h posttraumatisch andauerte. Darüber hinaus zeigten Patienten, die die Mehrfachverletztungen überlebten bereits am Unfallort und im Schockraum wesentlich höhere CH50 Werte als diejenigen, die den Verletzungsfolgen erlagen.
Schlussfolgerung: Die vorliegende Studie zeigt bereits am Unfallort eine frühste Complementaktivierung polytraumatisierter Patienten. Dabei finden sich erstmalig Hinweise auf eine Art frühe „Verbrauchs-Complementopathie“, insbesondere bei denjenigen Polytraumatisierten, die ihre Verletzungen nicht überlebten. Diese Ergebnisse weisen somit neue therapeutische Ziele in der Frühphase des Traumas auf.