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67. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie
89. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie
44. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie

11. bis 16.11.2003, Messe/ICC Berlin

Integrative Posttraumatische Akutversorgung in der Unfallchirurgie-Ein Modellprojekt.

Meeting Abstract (DGU 2003)

  • corresponding author Barbara Kohl - Unfallchirugische Klinik , Universitätsklinik der RWTH-Aachen, Pauwelstr., 52074, Aachen, Phone: 0241/89350
  • G. Flatten - Klinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin, Universitätsklinikum der RWTH-Aachen.
  • H.J. Erli - Unfallchirurgische Klinik, Universitätsklinikum der RWTH Aachen
  • M. Ohnhaus - Unfallchirurgische Klinik, Universitätsklinikum der RWTH Aachen
  • O. Paar - Unfallchirurgische Klinik, Universitätsklinikum der RWTH Aachen
  • E.R. Petzold - Klinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin, Universitätsklinikum der RWTH-Aachen.

Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und orthopädische Chirurgie. Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie. 67. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 89. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie und 44. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie. Berlin, 11.-16.11.2003. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2003. Doc03dguD13-9

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgu2003/03dgu0363.shtml

Published: November 11, 2003

© 2003 Kohl et al.
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Fragestellung

Unfalltraumatische Ereignisse verursachen in klinisch relevanter Häufigkeit unfallreaktive psychische Störungsbilder. Anhand von Studien zum Outcome und zur Lebensqualität nach Polytrauma läßt sich die Bedeutung einer frühzeitigen Diagnostik und Behandlung psychotraumatischer Störungsbilder belegen. Derzeit fehlt es jedoch noch häufig an integrierten Behandlungsmodellen, die der Komplexität psychotraumatologischer Störungen gerecht werden.

Methodik

Ab dem 1.6.2002 wurde in Kooperation mit der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin des Universitätsklinikums Aachen als Pilotprojekt das Konzept einer Integrativen Posttraumatischen Akutversorgung in der Unfallchirurgie eingeführt.

Als Tätigkeitsfeld leiten sich modellkonform folgende Versorgungsaufgaben ab (Dipl.-Psychologin/ 0,5 Stelle)

* Screening aller unfallverletzter Patienten mittels standardisierter psychometrischer Instrumente

* Diagnostische psychotraumatische Erstbeurteilung bei schwerer Unfallverletzung bereits in der Akutphase

* Unterstützung der unfallchirurgischen Behandlungsplanung unter Mitberücksichtigung der psychotraumatischen Befunde

* Mitbetreuung der Familienangehörigen/Organisation der sozialen Unterstützung/Familiengespräche

* Psychotherapeutische Verlaufsbetreuung in der Akutphase/Einsatz stabilisierender Imaginationstechniken

* Patientenbezogene Fallbesprechungen mit Ärzten, Pflegern und Physiotherapeuten

* Ambulante Nachsorge in der psychologischen Sprechstunde der Unfallchirurgischen Ambulanz

* Enge Zusammenarbeit mit der Traumaambulanz im Hause, die schwerstbelastete Patienten weiterbetreut

Ergebnis

Bei Screeninguntersuchungen bestätigt sich ein relevanter Anteil traumareaktiv psychisch belasteter Patienten. Wichtigste psychische Störungsbilder sind die Akute Belastungsstörung, bzw. die Posttraumatische Belastungsstörung sowie depressive Erkrankungen. Weitere komorbide Störungsbilder sind Angsstörungen, Somatisierungsstörungen sowie Suchtprobleme. Mit dem Modell der Integrativen Posttraumatischen Akutversorgung lassen sich Risikopatienten im Stadium der klinischen Akutversorgung zuverlässig identifizieren und geeignete Behandlungsmaßnahmen im Sinne einer sekundären Prävention einleiten. Die psychotraumatologischen Behandlungsangebote werden duch die Traumaambulanz der Psychosomatischen Klinik supervidiert.

Schlußfolgerung

Es ist davon auszugehen, daß die frühzeitige posttraumatische Akutversorgung wesentlich zu einer Verbesserung der traumareaktiven Lebensqualität beitragen wird und als qualitätssichernde Maßnahme der Unfallnachsorge anzusehen ist. Das derzeitige Modellprojekt bedarf langfristig einer strukturellen Sicherung im Personalschlüssel unfallchirurgischer Abteilungen und sollte als interdisziplinäres Versorgungsmodell z.B. in einer Multicenter-Studie evaluiert werden.