Article
Knochendefektheilung mit mesenchymalen Vorläuferzellen - eine kritische Beurteilung mit Literaturvergleich.
Search Medline for
Authors
Published: | November 11, 2003 |
---|
Outline
Text
Fragestellung
Tissue engineering mit Knochenmarkszellen gewinnt zunehmend an Bedeutung. Einsatzmöglichkeiten der Zelltherapie sind bisher nur unzureichend erforscht. Die kritische Evaluation eigener Ergebnisse aber auch der Vergleich mit der Literatur sollen Grenzen des Tissue engineerings bei Knochendefekten aufzeigen.
Methodik
20 adulten Chinchilla Bastard Kaninchen wurde Knochenmark entnommen und eine Kultur mesenchymaler Vorläuferzellen angezüchtet. Die Zellen wurden in einer Konzentration von 5 Mio/ml in mit NaCl 1:7 verdünnten Fibrinkleber (Beriplast, Aventis, Deutschland) oder in gleicher Konzentration in Ethisorb-Schwämmchen (Ethikon, Deutschland) eingebracht. Bei zwei weiteren Versuchsgruppen wurden die Zellen im Fibrinkleber mit Dexamethason oder Vitamin D über 1 Woche stimuliert. Die Konstrukte aus autologen Zellen und Trägermaterial wurden in zylindrische, 8 x 6 mm große Knochendefekte am lateralen Femurcondylus eingebracht. Als Kontrolle dienten jeweils Leerdefekte, Defekte mit Fibrinkleber oder Ethisorb-Schwämmchen ohne Zellen oder Defekte, die mit autologer Spongiosa aufgefüllt wurden. Pro Versuchsgruppe wurden jeweils 5 Defekte untersucht. Die Versuchsdauer betrug 6 Wochen. Mittels polychromer Sequenzmarkierung und Mikroradiographie histologischer Schnittpräparate erfolgte die statistische Auswertung.
Ergebnisse
Die Leerdefekte wurden zu durchschnittlich 66,38% knöchern durchbaut. Weder das Einbringen von Fibrinkleber ohne Zellen noch von unbesiedelten Ethisorb-Schwämmchen beeinflusste die Defektheilung (67,01% bzw. 71, 81%). Durch Einbringen von unstimulierten, mesenchymalen Vorläuferzellen in Fibrinkleber heilten die Defekte zu 73,37% ab, in Ethisorb-Schwämmchen zu 77,35% und waren jeweils nicht signifikant besser als die Leerdefekte. Durch Stimulation der Zellen mit Dexamethason oder Vitamin D heilten die Defekte zu 61,16% bzw 57,47% ab (p>0,05). Signifikant besser als bei allen anderen Gruppen heilten die Defekte, die mit autologer Spongiosa aufgefüllt wurden (96,98%).
Schlussfolgerung
Die Knochendefektheilung im ersatzstarken, stammzellreichen, metaphysären Lager mit zellbeladenen, nicht osteoinduktiven Biomaterialien wie Fibrinkleber und Ethisorb-Schwämmen führt zu keiner nennenswerten Verbesserung der Defektheilung. Die zusätzliche osteogene Stimulation der mesenchymalen Vorläuferzellen hat keinen positiven Effekt auf die Knochendefektheilung in vivo. Die zelltherapierten Defekte waren der autologen Spongiosaplastik signifikant unterlegen. Im Literaturvergleich zeigt sich, dass bei erfolgreicher Anwendung von Knochenmarkszellen oder Stammzellen bei der Knochendefektheilung nahezu ausschließlich Trägermaterialien Verwendung fanden, die per se bereits die Defektheilung induzieren. Nur in diesen Fällen führen die eingebrachten Zellen zusätzlich zu einer Beschleunigung der Heilung. Vor einem Einsatz der Zelltherapie bei Knochendefekten des Menschen halten wir weitere Untersuchungen für erforderlich.