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Die Zytogenetik der Wundheilung
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Published: | November 11, 2003 |
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Fragestellung
Zur Erklärung des oftmals unterschiedlichen Heilungsverlaufs humaner Wunden gibt es momentan noch keinen befriedigenden Ansatz. Die Untersuchung des Wundmilieus und die Konzentration und Zusammensetzung der darin enthaltenen Zytokine liefert Ergebnisse, die nur schwierig interpretiert werden können. Unser Ansatz bezieht deshalb neben der Untersuchung genetischer Faktoren auch Zellzyklus-relevante Parameter mit ein, und zielt darauf ab, eine möglichst frühe Prognose des Wundheilungsverlaufs stellen zu können.
Methodik
Aus Wunden mit unterschiedlicher Heilungstendenz, eingeteilt in Wunden mit guter (n=14) und schlechter Granulation (n=11), wurden Zellen, größtenteils Myofibroblasten, isoliert und in Kultur gebracht. Repräsentativ für das Remodelling wurden Zellen aus Narbengewebe (n=10) und zusätzlich Fibroblasten aus gesunder Subcutis (n=9) als Kontrolle, untersucht. Mit Hilfe der Fluoreszenz in situ-Hybridisierung wurde der Ploidiegrad bestimmt. Weitere Parameter konnten mittels immunzytochemischer Techniken bestimmt werden: So diente ein MIB/Ki67-Antikörper zur Detektion proliferierender Zellen und ein γ-Tubulin-Antikörper lieferte Ergebnisse über die Anzahl und Position der Zentrosomen, die verantwortlich für die mitotische Verteilung der Chromosomen sind. Diese Parameter wurden ebenfalls in einem in vitro-Hypoxie-Modell untersucht, bei dem die Zellen zunächst 24h Hypoxie (1-5mmHg O2) mit nachfolgender Reoxigenierung (130mmHg O2) für 18h/ 90h ausgesetzt waren. In einem tierexperimentellen Ansatz wurde die Rolle des Tumorsuppressorgens p53 am Wundmodell der p53-knockout (ko)-Maus überprüft.
Ergebnis
Im Vergleich zu allen anderen humanen Geweben zeigte lediglich die Gruppe der Granulationsgewebe aus gut heilenden Wunden eine erhöhte Tetraploidierate (Mittelwert: 7,8% aller Zellen). Tetraploide zeigten dabei ebenso wie diploide Zellen eine Amplifikation der Zentrosomen (0-6% aller diploiden Zellen ; 0-44% aller tetraploiden Zellen). Das Auftreten polyploider Zellen konnte durch unseren Hypoxie-Aufbau nicht induziert werden, jedoch erfolgte unter Hypoxie eine deutlich geringere Proliferation. Das Auftreten tetra- und octoploider Zellen wurde während der Proliferationsphase der Wundheilung von wildtyp (wt)-Mäusen (48%) und in verstärktem Maße in der von p53-ko-Mäusen beobachtet (50%). Während die wt-Maus diese Polyploidisierung während des Remodellings auf den Ausgangswert (18%) zurückreguliert, scheint der p53-ko-Maus dieser Mechanismus zu fehlen: die Anzahl polyploider Zellen ist in der Narbe (47%) noch deutlich erhöht.
Schlussfolgerung
Die regelrechte Heilung von humanen Wunden und Wunden der Maus geht mit dem Auftreten polyploider Zellen einher. Vorrangiges Ziel bleibt die Beschreibung derer Funktion während der Geweberegeneration, da sowohl positive Aspekte (erhöhte Syntheserate), als auch negative Aspekte (großes Potenzial zur malignen Entartung) aus anderen Organsystemen bekannt sind.