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Multidirektional winkelstabiler Plattenfixateur interne beim Komplextrauma des Unterschenkels - eine Alternative zum Marknagel?
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Published: | November 11, 2003 |
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Fragestellung
Welche Wertigkeit hat ein multidirektional winkelstabiler Platttenfixateur interne (TiFix) in Verbindung mit einer minimal-invasiven Operationstechnik bei der Behandlung von Komplextraumen des Unterschenkels? Ist das Implantat eine Alternative zum Marknagel? Wenn ja, bei welchen Fällen?
Material und Methode
Der TiFix für die Tibia besteht aus Reintitan Grad 1, die Schrauben, die ein Gewinde am Schraubenkopf tragen, aus dem härteren Reintitan Grad 4. Intraoperativ kann die Position der winkelstabilen Schrauben in alle Richtungen (multidirektional) bis zu Winkeln von 40° frei gewähltt werden. Die Implantation erfolgt minimal-invasiv in der Untertunnelungstechnik über zwei 3 cm lange Inzisionen direkt über der medialen Tibiafacette. Der TiFix wird eingeschoben, und mit je 3 Schrauben proximal und distal am Knochen fixiert, wobei die Fraktur/Pseudarthrosenregion überbrückt wird.Von 9/97 bis 12/2000 wurden mit diesem System bei 76 Patienten(54 m, 22 w; Alter Ø 39,3 Jahre) 38 Pseudarthrosen und 41 Frakturen (27 A-, 2 B-, 12 C-Frakturen; 3 mal bilateral) stabilisiert (14 mal proximal, 18 mal diaphysär, 44 mal distal). Bei 25 Frakturen (61%) fanden sich schwere Weichteilschäden. Diese wurden initial im Fixateur externe für Ø 31,8 Tage (3-86) stabilisiert. In 18 Fällen wurde direkt vom Fixateur externe auf den Plattenfixateur interne umgestiegen, in 7 Fällen nach fixateurfreiem Intervall.
Die 38 Pseudarthrosen hatten Ø 14,1 Monate (6-66) bestanden und Ø 3 Voroperationen (1-10) waren vorausgegangen. Intraoperativ infiziert zeigten sich 7 Pseudarthrosen (18,9%). Im Rahmen der Stabilisierung wurden 32 autologe Spongiosaplastiken durchgeführt.
Ergebnisse
Vollbelastung wurde nach Ø 14,3 Wochen (5-42) erreicht. 75 von 76 Patienten wurden nach Ø 22,4 Monaten (9-48) nachuntersucht. In allen Fällen war eine knöcherne Heilung eingetreten (74 mal ohne weitere Eingriffe). Bei 5 Plattenlagerinfekten (4 mit infiziertem Ausgangsbefund) war in 4 Fällen war zum Zeitpunkt des Auftretens der Fistel der Knochen geheilt. In allen Fällen wurde die Platte vorzeitig entfernt und damit der Infekt beruhigt. 2 Fehlstellungen nach Frakturversorgung und 2 inkomplette Korrekturen nach Pseudarthrose wurden festgestellt. In keinem Fall kam es zum Materialversagen oder einem sekundären Korrekturverlust.
Schlußfolgerung
Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich in der Behandlung von Komplextraumen des Unterschenkels im metaphysären Bereich der multidirektional winkelstabile Plattenfixateur interne in Verbindung mit der minimal-invasiven Implantationstechnik gut bewährt hat. Selbst bei infizierten Pseudarthrosen vermittelt das Implantat eine so hohe Stabilität, dass es regelhaft zur knöchernen Heilung kommt. Der Einsatz im diaphysären Bereich bleibt Ausnahmeindikationen vorbehalten.
Somit stellt unseres Erachtens der Plattenfixateur interne vor allem in gelenknahen Regionen auf Grund der hohen Stabilität eine Ergänzung wenn nicht gar Alternative zum Marknagel dar.