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Wertigkeit des "damage control"-Konzeptes bei Beckenverletzungen: Eine Datenanalyse anhand des DGU-Traumaregisters.
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Published: | November 11, 2003 |
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Fragestellung
Bei der Frakturstabilisierung führender Verletzungen polytraumatisierter Patienten muß ein Kompromiss getroffen werden zwischen den Vorteilen der primären Stabilisierung und der Systembelastung durch die Primäroperation. Diese operationsbedingte Belastung kann sich auf die Komplikationsrate auswirken. Wir haben den Effekt verschiedener beckenchirurgischer Eingriffe, der OP-Dauer sowie anderer Parameter auf die Komplikationsrate (Auftreten von Sepsis, ARDS, MOV) im klinischen Verlauf bei Patienten mit multiplen stumpfen Verletzungen anhand des DGU-Traumaregisters verglichen.
Methoden
Einschluß-Kriterien: 1. Polytrauma, operationspflichtige Beckenverletzung (primäre Plattenosteosynthese bzw. primärer Fixateur externe oder Beckenzwinge innerhalb 24 Std. nach Trauma); 2. ISS ≥ 16 Punkte; 3. Kopf- und Thorax-AIS ≤ 4. Zur Analyse wurden die Patienten in drei Gruppen gemäß der initialen OP-Dauer eingeteilt (Gruppe I < 1Std., Gruppe II 1-3Std., Gruppe III > 3h).
Statistik
Anova, Chi-Quadrat-Test, Student-T-Test, p<0,05 (*: Unterschied zwischen den Gruppen)
Ergebnisse
Ein signifikanter Einfluss auf die Komplikationsrate wurde für die OP-Dauer als unabhängige Variable gefunden. Andere Größen (z.B. ISS, Alter, Ge-schlecht, Versorgungsart) ließen nicht auf deutliche Beeinflussung der Komplikationsrate schließen. Deshalb erfolgte eine Einteilung der Patienten nach der OP-Dauer in drei Gruppen (<1 Std., 1-3 Std., >3 Std.)
Schlussfolgerungen
In unserer retrospektiven Analyse zeigte sich eine Assoziation zwischen der Komplikationsrate bei Beckenverletzungen und der primären OP-Dauer. Unterschiedliche Komplikationsraten zwischen den Gruppen <1 Std. und 1-3 Std. sind am ehesten auf die tendenziell unterschiedliche regionale Verletzungsschwere sowie unterschiedliche Stabilität bzw. Instabilität der Vitalfunktionen zurückzuführen. Unterschiede zwischen der Gruppe 1-3 Std. und >3 Std. sind deutlich durch die unterschiedliche OP-Dauer bestimmt. Deshalb scheint die abgestufte Primärversorgung (damage control) eine adäquate Alternative für die Versorgung polytraumatisierter Patienten mit operationspflichtiger Beckenverletzung darzustellen.